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Medienkonferenz des Finanzdepartements vom 19. Juni 2001

Perspektiven – 3 Jahrzehnte Projekthilfe der Stadt Zürich im In- und Ausland

 

Isenthal ist von Steinschlag bedroht. Für Schutznetze hat die Stadt Zürich 1997 einen Beitrag von 100 000 Franken Projekthilfe an die Gemeinde Isenthal gegeben. Vorher mussten Steine mit Seilen wie im Bild an den Steilhängen befestigt werden. Im Juni 1999 wurden für die Sicherheit von Mensch, Tier und Haus ob Isenthal Schutznetze montiert.. Gesamtkosten des Projekts: 1.9 Mio Franken.
Isenthal unter dem Bannwald Heute ist Isenthal vor Gesteinsbrocken bis zu 1 m Durchmesser und 2 t Gewicht sicher.

Die Bedeutung der städtischen Projekthilfe am Beispiel der Gemeinde Isenthal

von Hans Infanger, Gemeindepräsident Isenthal

Bevor ich auf die Kernfrage meines Kurzvortrages eingehe, möchte ich ein paar Fakten darlegen, um einen ersten Eindruck zu vermitteln, um welche Berggemeinde es sich bei Isenthal handelt:

  • Isenthal liegt als typisches Bergdorf auf 778 m. ü. M und zählt 580 Einwohner, verteilt auf 165 Haushaltungen;
  • Nur knapp 5% der Fläche von 6'079 ha sind Wirtschaftsraum;
  • Mehrere Siedlungen sind nur über Fusswege und durch Seilbahnen erschlossen;
  • Der grösste Teil des Waldes ist Schutzwald, der gehegt und gepflegt werden muss;
  • Je ca. 1/3 der erwerbstätigen Bevölkerung sind pendeln zur Arbeit, sind in der Land- und Forstwirtschaft oder im ortsansässigen Kleingewerbe und in Dienstleistungsbetrieben tätig;
  • Als finanzschwächste Gemeinde im Kanton Uri hat Isenthal eine entsprechend hohe Steuerbelastung;
  • Trotzdem konnte die Einwohnerzahl erfreulicherweise in den letzten Jahren gehalten werden;
  • Zur Zeit besuchen 63 Schulkinder, verteilt auf sechs Jahrgänge, die Primarschule und 17 Kinder den Kindergarten

1. Zur Erhaltung von attraktiven und lebendigen Berggemeinden ist eine zeitgemässe Infrastruktur notwendig
Diese Gedanken machten sich die Behörden von Isenthal in den 70er Jahren. Die Gemeinde musste damals einen Bevölkerungsrückgang verzeichnen. Dies veranlasste die Behörden zu grundlegenden Fragen der Zukunftsgestaltung. Im Rahmen des Entwicklungskonzeptes Uri wurden damals von den Gemeindebehörden vier übergeordnete Zielsetzungen formuliert:

  • Isenthal soll längerfristig als Lebensraum und Talschaft für die ortsansässige Bevölkerung gesichert werden;
  • Isenthal soll ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Landwirtschaft, einheimischem Gewerbe und Dienstleistungsbetrieben und Arbeitspendlern aufweisen;
  • Isenthal soll in geistig-seelischer Hinsicht, kulturell und politisch lebendig bleiben und von der ortsansässigen Bevölkerung getragen und abgestützt werden;
  • Naturgefahren sollen abgewendet, die Natur- und Kulturlandschaft so erhalten und geschützt werden, dass sie nachhaltig als Lebens-, Arbeits- und Erholungsraum dienen kann

Es gelang, eine grosse Zahl von Bürgern zu Betroffenen zu machen, die vielfältigen Aufgaben anzupacken und auf verschiedene Schultern zu verteilen.

Den Gemeindebehörden ist es - zusammen mit privaten Initiativen, Vereinen und Genossenschaften gelungen, dem strukturellen Wandel in unserem Bergdorf mit Ideen, beständiger Wachsamkeit und konkreten Projekten in die Augen zu schauen und ihn zu gestalten. Diese Aufbruchstimmung im Glauben an die Zukunft im Tal begann vor gut 20 Jahren mit dem Bau der Turnhalle. Viele weitere Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur und Wohnqualität wurden in der Folge unternommen. So beispielsweise:

  • Verbesserung und Ausbau der Gemeindestrassen;
  • Bau von Abwasseranlagen und Kanalisation;
  • Bau vom Sportplatz;
  • Renovation des unter Denkmalschutz stehenden Pfarrhofes, der Kirche und Kapelle
  • Integralprojekt Waldpflege Isenthal mit Schutzverbau über dem Dorf
  • Umbau und Renovation von Schul- und Gemeindehaus

Daneben mussten verschiedene arbeitsplatzerhaltende Projekte realisiert werden, da die Arbeitsplatzsituation in der Gemeinde seit anfangs der 90iger Jahre, wie in anderen Berggemeinden, durch Stellenabbau und landwirtschaftlichen Strukturwandel stark bedrängt wird. Betroffen isind vor allem die Berglandwirtschaft, die Nebenerwerbsmöglichkeiten, das Baugewerbe und Dienstleistungsbetriebe. Ich möchte einige der wichtigsten Projekte nennen:

  • Kauf, Erschliessung und Parzellierung einer dorfnahen Liegenschaft durch die Gemeinde und Weiterverkauf von Bauplätzen an Einheimische;
  • Bau der Heimarbeitwerkstatt;
  • Gründung einer Genossenschaft zur Übernahme des Dorfladens;
  • Gründung einer Genossenschaft zur Übernahme der Skiliftanlage Gitschenen;
  • Einbau einer Holzschnitzelheizung im renovierten Schulhaus, einheimische Energie kann so genutzt werden

2. Die Hilfe an finanzschwache Berggemeinden in der Schweiz ist Ausdruck der Solidarität zwischen Stadt und Land
Dank den Anstrengungen der Gemeindebehörden und dem Glauben an die Zukunft der gesamten Bevölkerung, konnte mit viel Gemeinschaftsgeist und -willen der Erhalt unserer Berggemeinde gefestigt werden. Trotz Subventionen durch Bund und Kanton wäre es der Gemeinde Isenthal mit einem Steuereinkommen pro Kopf von Fr. 750.-- nicht möglich gewesen, die Restfinanzierungen aus eigener Kraft zu bewältigen. Mit grosser Freude durften wir bei all den zuvor erwähnten Projekten die Unterstützung von Dritten entgegennehmen. Wir möchten den heutigen Anlass nutzen, für die gewährte Unterstützung der Stadt Zürich und weiteren sehr wohlgesinnten Institutionen herzlich und aufrichtig zu danken.

Die Gemeindebehörden befinden sich immer auf einer Gratwanderung. Sie können sich keine finanziellen Abenteuer leisten. Sie wollen aber trotzdem zuversichtlich handeln, Verbindungen schaffen, Widerstand ernst nehmen und Entwicklung anregen. Die Kontakte von Behörden und Bevölkerung zwischen Stadt und Land sind äusserst wichtig. Nur so können die verschiedenen Problemstellungen einander näher gebracht werden.

Mit der Realisierung des Schutzverbaus über dem Dorf konnte die Sicherheit unseres Siedlungsraumes markant verbessert werden. Ein Vordringen des Steinschlages im Ausmass eines mittleren Ereignisses wird durch die errichteten Schutznetze verhindert. Die Realisierung dieses Schutzverbaues kann als ein wichtiger Bestandteil zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität in unserem Bergdorf bezeichnet werden.


3. Persönliche Schlussgedanken
Ich wünsche mir, dass die Arbeit zur Entwicklung der Berggemeinden zeitgerecht fortgesetzt werden kann. In diesem Zusammenhang wünsche und hoffe ich zugleich, dass die gelebte Solidarität zwischen Stadt und Land ihre Fortsetzung findet. Ich erachte diese Hilfe und Unterstützung nicht als selbstverständlich, ich bezeichne sie jedoch als Hilfe zur Selbsthilfe. Trotz intensiven Bemühungen und Eigeninitiative wird es auch in Zukunft nicht möglich sein, dass die Berggemeinden ihre gestellten Aufgaben in finanzieller Hinsicht zeitgerecht erfüllen können. Mit gegenseitigen Kontakten sollen die Anliegen und Problemstellungen zwischen Berggemeinden und Agglomerationszentren näher gebracht werden.

Zum Schluss möchte ich meine Überzeugung zum Ausdruck bringen, wenn es den Berggemeinden gelingen wird, eine zeitgerechte Infrastruktur zu erstellen und zu unterhalten, werden die Berggebiete weiterhin bewohnt und bewirtschaftet werden.


 

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