|
|
|
|
Medienmitteilung vom 11. Juli 2002
Kein Kulturbetrieb im Zürcher Dada-Haus
Die Liegenschaft Münstergasse 26/Spiegelgasse 1, in welchem anfangs Februar 1916 Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Arp, Tristan Tzara und Marcel Janco das legendäre Cabaret Voltaire begründet hatten, ist im Eigentum der Swissville, einer Tochtergesellschaft der Rentenanstalt/Swiss Life. Sie hatte das sanierungsbedürftige Haus erworben, um darin Wohnungen und Läden zu errichten. Die Umbauarbeiten begannen anfangs April 2002. Parallel dazu hatte die städtische Kulturabteilung mit der Eigentümerin verhandelt, weil sie den kulturhistorisch bedeutungsvollen Ort erhalten und dort einen Kulturbetrieb realisieren wollte. Die Swissville gab der Stadt bis vorerst Ende April Zeit, um ein Konzept vorzulegen, das verbindliche Angaben über die Trägerschaft, die Gestaltung und die Finanzierung des vorgesehenen Betriebs enthielt. Da dies in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht gelang, wurde die Frist bis zum 21. Mai erstreckt. Nach diesem Zeitpunkt betrachtete sich die Swissville frei, auch mit anderen Interessenten für die Liegenschaft zu verhandeln.
Unter grossem Zeitdruck entwickelte die städtische Kulturabteilung ein Konzept für ein lebendiges, vielseitiges Kultur- und Begegnungszentrum, das sowohl für Touristen wie für Einheimische, für Kunstinteressierte wie für viele andere Besuchergruppen attraktiv war. Ferner wurden die Voraussetzungen für die Bildung einer Trägerschaft geschaffen und Finanzierungsstrategien entworfen: Rund 25% der Betriebskosten sollten von der Stadt, die übrigen 75% von Privaten bezahlt werden. Zudem wurden Mittel und Wege für die Sicherstellung der Investitionskosten gesucht.
Die Bemühungen waren erfolgreich: Die Swatch AG hatte bereits zugesagt, sich mit dem gleich grossen Beitrag wie die Stadt an den Betriebskosten zu beteiligen. Ferner lagen Absichtserklärungen von privaten Stiftungen vor, Starthilfebeiträge in ansehnlicher Höhe zu leisten. In der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit gelang es aber nicht, die Finanzierung des Betriebs auf eine Weise sicherzustellen, die eine sofortige Unterzeichnung des Mietvertrags durch die private Trägerschaft erlaubte. Insbesondere hätte der beantragte Beitrag der Stadt in jedem Fall noch vom Gemeinderat genehmigt werden müssen, was jedoch frühestens nach den Sommerferien möglich gewesen wäre. Die Kulturabteilung hoffte deshalb, dass die Swissville der Stadt abermals einen Aufschub der gesetzten Frist gewähren würde. Sie war überzeugt, bis im Herbst die Finanzierung des Betriebs mit weiteren Zusagen von interessierten Kreisen vollständig sicherstellen zu können.
Gestern musste die Kulturabteilung jedoch zur Kenntnis nehmen, dass die Swissville nicht länger warten wollte und die in Aussicht genommenen Mietflächen im Dada-Haus anderweitig vermietet hat.
Das Präsidialdepartement bedauert den Entscheid der Swissville. Er bedeutet das Ende der bereits weit gediehenen Pläne, die Liegenschaft Münstergasse 26/Spiegelgasse 1 durch die Kombination von Dada-Museum, vielfältig orientierten kulturellen Veranstaltungen und einem unverwechselbar eingerichteten Gastronomiebereich zu einem pulsierenden Treffpunkt mit internationaler Ausstrahlung zu machen.
Jean-Pierre Hoby
Chef der Kulturpflege
|
|
|
|
|