Um die Auswirkungen des neuen, autofreien Verkehrsregimes am Rennweg zu ermitteln, haben das Meinungsforschungsinstitut Demoscope und das Verkehrsbüro Jud AG im Auftrag der Stadt Zürich in den Jahren 2004 (vor der Aufhebung) sowie 2007 (fast drei Jahre nach der Aufhebung) Befragungen von Geschäften und Passanten sowie Frequenzzählungen von Fussgängern und Autos durchgeführt.
Insgesamt hat sich im Drei-Jahres-Vergleich im Rennweg-Quartier aus Sicht des befragten Publikums und der Geschäfte erstaunlich wenig verändert. Auch Messungen, Frequenzzählungen und Erhebungen ergeben nach drei Jahren ähnliche Werte wie vor der Aufhebung der Parkplätze.
Positive Beurteilung durch PassantInnen
Dabei gilt es zu beachten, dass der Rennweg auch heute nicht komplett verkehrsfrei ist. Der Lieferverkehr ist etwa im selben Ausmass vorhanden wie vor der Aufhebung der Parkplätze. Und verbotenerweise stehen auch heute noch parkierte Autos in der verkehrsfreien Zone, was zeigt, dass solche Veränderungen Zeit brauchen, bis sie sich durchsetzen.
Die PassantInnen kommen etwas häufiger und sind im Durchschnitt älter als vor drei Jahren. Ihnen gefällt die neue Situation am Rennweg 2007 besser, und sie erleben die Gasse auch als ruhiger. Das neue Verkehrsregime ohne Parkplätze und die intensivere Nutzung des öffentlichen Raumes durch die Geschäfte kommen bei den Passanten gut an. An Werktagen ist die Anzahl Passanten gleich geblieben, am Samstag hingegen sind gegen 30% mehr Fussgängerinnen und Fussgänger zu verzeichnen.
War zuvor 20% der Rennweg-Kundschaft mit dem Auto unterwegs, ist dieser Wert auf 17% gesunken. Die Autos werden vorwiegend im nahen Parkhaus Urania abgestellt.
Kritische Haltung der Geschäfte, aber kein Zurück zum alten Regime gewünscht
Kritischer eingestellt sind die Geschäfte, und von ihnen besonders diejenigen mit Ladenfläche im Erdgeschoss.
Einige Geschäftsinhaber vermerken Kundeneinbussen und erschwerte Zulieferung, bemängeln aber auch selbstkritisch die Attraktivität ihrer Geschäfte. Dank guter Wirtschaftslage florieren ihre Geschäfte trotzdem, doch im Vergleich zur übrigen Innenstadt rechnen sie sich geringere Erfolgs- und Verkaufs-Chancen aus. In ihrem Fazit nach der präferierten Situation befragt, sprechen sie sich schliesslich doch mit einer klaren Mehrheit für die neue, autofreie Verkehrsregelung aus.
Was schliesslich die Gestaltung des öffentlichen Raumes anbelangt, so werden Strassencafés und Grünpflanzen vermisst. Zudem fehlen Sitzgelegenheiten in der Gasse, und während sich die Passanten an den widerrechtlich parkierten Autos stören, wünschen sich einzelne GeschäftsführerInnen schon mal die Parkplätze zurück.
Das Tiefbauamt der Stadt Zürich ist daran, in Abstimmung mit VertreterInnen des Rennwegquartiers Verbesserungen bei der Gestaltung zu entwickeln.
Fazit
Wer durch die Aufhebung der Parkplätze eine erhebliche Attraktivitätssteigerung des Rennwegs erhofft hatte, mag von den Ergebnissen enttäuscht sein. Wer im Gegenteil befürchtete, die Kundschaft würde in grösserer Zahl ausbleiben, wenn sie nicht mehr unmittelbar am Rennweg parkieren kann, ist dafür eher positiv überrascht. Letztlich ist vieles gleich geblieben, weil die Frage der Parkiermöglichkeiten eben nur eine von vielen ist. Zudem zeigt sich, dass das neue Verkehrsregime einige Zeit benötigt, bis es sich etabliert und markante Auswirkungen erkennbar sind.