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Rund 33'000 Kunstwerke mit einem geschätzten Gesamtwert von knapp 90 Millionen Franken sind im Besitz der Stadt Zürich. Viele werden in der Öffentlichkeit gezeigt. Sie verschönern Schulhäuser, Spitäler und Verwaltungsgebäude. Über 700 Standorte sind verzeichnet. Das macht die Bewirtschaftung komplex. Mit zusätzlichen Mitteln soll sie nun professionalisiert werden. Bei den 32'700 Werken handelt es sich um 11'500 Originalwerke wie Gemälde, Skulpturen oder Kunst, welche zu städtischen Bauten gehört. Der Rest sind zumeist druckgrafische Arbeiten. Rund 12'000 Werke sind aktuell an 700 verschiedene Standorte ausgeliehen, weitere 7'000 katalogisierte befinden sich im Depot. Die meisten der restlichen Werke - v.a. Druckgrafiken - sind grösstenteils ebenfalls an Lager, wurden aber aus Kapazitätsgründen nicht mit Standort Lager registriert. Darum sind die aktuellen Lagerbestände nicht à jour.
"Die Menge der Werke zeigt, welch' grosse Aufgabe die Stadt hier zu bewältigen hat", sagte Stadträtin Kathrin Martelli. "Der Stadtrat ist sich bewusst, dass mehr Mittel für eine adäquate Bewirtschaftung verwendet werden muss, sodass Mängel und Fehler vermieden werden können." Die Stadt musste grundsätzlich entscheiden, wie mit der Sammlung weiter zu verfahren sei. Der Ankauf von Werken, vor allem auch zeitgenössischer Kunst und die Unterstützung des lokalen Kunstschaffens sind verbriefte Aufgabe der Stadt. "Dazu gehört unserer Meinung nach aber auch eine professionelle Bewirtschaftung. Es darf nicht sein, dass wir keinen vollständigen Überblick über die Sammlung haben und das Leihwesen mangelhaft ist", sagte Kathrin Martelli. Wie schmerzhaft das sein kann, zeigte sich, als bei Recherchen vor rund einem Jahr entdeckt wurde, dass ein Werk von Le Corbusier (La Bouteille, 1927, Oel auf Leinwand, 134 x 93 cm) nicht auffindbar war. Nachforschungen ergaben, dass das Bild 1971 in der Haupthalle des Triemlispitals platziert, später in ein Sitzungszimmer umgehängt und dann in den 90er Jahren ins UG verschoben wurde. Ab dann verliert sich die Spur.
Das Bild wurde 1964 für 80'000 Franken erworben. Trotz intensiver Suche konnte es nicht aufgefunden werden. Die Stadt hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet, weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Bild gestohlen wurde. Es wird geklärt, ob die Stadt eine Rückerstattung durch die Versicherung erwarten kann. Der materielle Verlust hält sich wegen des damals günstigen Ankaufpreises in Grenzen, zweifellos ist aber ein grosser, ideeller Verlust entstanden. Die Stadt hatte bis heute nicht die Mittel, um die ausgeliehenen Werke regelmässig an ihren Standorten zu überprüfen. Bei Umzügen wurden zum Beispiel Bilder manchmal zurückgegeben, aber oft auch ohne Wissen der Verantwortlichen der Kunstsammlung
mitgezügelt. Aufgrund dieses Ereignisses hat die Immobilien-Bewirtschaftung der Stadt Zürich eine renommierte Kunstexpertin, Dr. Caroline Kesser, beauftragt, zu überprüfen, ob weitere wertvolle Bilder fehlen, respektive ob sie noch am bezeichneten Standort sind. Das Resultat: Bei den 300 wertvollsten Werken musste kein weiterer Verlust hingenommen werden. Danach überprüfte sie 400 weitere Werke, bei denen ein Dutzend nicht am registrierten Standort sind, heute daher als fehlend zu bezeichnen sind. Diese von Dr. Caroline Kesser überprüften Werke haben einen groben Schätzwert von rund 50 Millionen Franken. Die meisten sind fest platziert, zum Beispiel im Kunsthaus oder sind fix mit einem Bau verbunden (Augusto Giacomettis Blüemlihalle im Amtshaus I oder Max Bills Pavillon-Skulptur).
"Die Stadt hat der Sicherung und Pflege der Kunstwerke bis heute zu wenig Beachtung geschenkt", sagte Kathrin Martelli. Künftig wird die Bewirtschaftung professionalisiert. Eine neue, professionelle Computer-Software ist eingeführt und bereits in Betrieb, das Foto-Archiv wurde digitalisiert, Leihgaben werden konsequent erfasst, die wertvollsten Werke überprüft und mit der Aufarbeitung des ganzen Lagerbestandes und der ausgeliehenen Werke wurde begonnen. Die vollständige und systematische Erfassung aller Werke wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Ziel der Stadt mit ihren Käufen und der Sammlung wird neben der Dokumentation und Förderung des lokalen Kunstschaffens immer auch deren nicht-musealen Zugänglichkeit sein, die Integration von Kunst in den Arbeitsalltag der Stadtverwaltung. Das ist mit einem Verlust und Schadensrisiko verbunden, doch macht die Öffentlichkeit gerade die Eigenart der Sammlung aus. "Ich bin sicher, die Stadt wird ihrer Sammlung künftig die Wertschätzung und Pflege geben, die sie verdient. Das heisst eine professionelle Bewirtschaftung und ein pragmatischer Umgang mit den Kunstwerken", sagte Kathrin Martelli. |
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