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Die Ergebnisse der diesjährigen Bevölkerungsbefragung sind erfreulich. Im Urteil der Zürcherinnen und Zürcher sind die Lebensbedingungen in der Stadt weiterhin sehr gut. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung steht den vielfältigen Veränderungen in der Stadt, die in diesem Jahr das Schwerpunktthema der Befragung bildeten, offen und positiv gegenüber. Als grösstes Problem wird nach wie vor der Verkehr wahrgenommen. Das Vertrauen in die Behörden bleibt gross. Die Wohnqualität in der Stadt wird in den einzelnen Quartieren unterschiedlich beurteilt.
Zürich als Wohn- und Lebensort Wie in den letzten Befragungen leben 97% der Befragten sehr gerne oder gerne in der Stadt Zürich. Auch die Lebensqualität wird mit der Note 5 (6er-Notenskala) unverändert hoch eingeschätzt. Die Befragten assoziieren mit der Stadt die Lage am See, die Schönheit Zürichs und die Lebensqualität.
Das grösste Problem aus Sicht der Befragten ist nach wie vor der Verkehr (48%, 2005: 39%), gefolgt von der Kriminalität (21%, 2005: 22%), der Ausländerfrage (20%, 2005: 22%) und Abfall/Dreck/Schmierereien (12%, 2005: 7%). Probleme, die im Vergleich zu den Vorjahren an Bedeutung gewonnen haben, sind die Umweltbelastung (11%, 2005: 8%), Jugendliche (7%, 2005: 2%) und Baustellen (7%, 2005: 4%). Dagegen verschieben sich die Wohnungsprobleme (7%, 2005: 10%), Drogen (8%, 2005: 12%) und vor allem Arbeitslosigkeit (8%, 2005: 17%) in den Hintergrund.
Die Zufriedenheit mit den Lebensbedingungen und Einrichtungen hat sich in den letzten beiden Jahren nicht wesentlich verändert. Die höchsten Zufriedenheitswerte auf einer Skala von 1 «sehr unzufrieden» bis 6 «sehr zufrieden» erhalten die öffentlichen Verkehrsmittel (5.4), die Möglichkeiten zum Ausgehen (5.2), das Kulturangebot (5.2), das Bildungs- und Weiterbildungsangebot (5.1) sowie die Sportanlagen (5.0). Die Zufriedenheit mit dem Kinderbetreuungsangebot wird erstmals mit einer genügenden Note bewertet (4.1) und die Zufriedenheit mit dem Wohnungsangebot ist nach wie vor am steigen (3.8, 2005: 3.5, 2003: 3.0). Dagegen wird die Sauberkeit auf Strassen und Plätzen wieder wie vor vier Jahren mit einer Note unter 4.5 bewertet. Beurteilung von Politik und Verwaltung Eine Auswahl von politischen Massnahmen zu unterschiedlichen Politikbereichen oder Sachfragen wurde danach beurteilt, inwieweit eher zu viel, gerade genug oder eher zu wenig gemacht wird. In Ausrichtung und Intensität von einer grossen Mehrheit (> 65%) breite Zustimmung erhalten: der Ausbau des öffentlichen Verkehrs (76%), die Kulturförderung (70%), die soziokulturellen Aktivitäten (69%) und die Gestaltung von Stadtbild und öffentlichem Raum (67%). Die Meinung, es werde zu wenig für die Schaffung von Arbeitsplätzen getan, hat dieses Jahr stark abgenommen (43%, 2005: 63%; 2003: 53%). Mehr Anstrengungen werden nach wie vor für die Verbesserung der Umweltsituation gefordert (57%). Nochmals leicht mehr Forderungen gibt es im Bereich der Integration der ausländischen Bevölkerung (44%, + 3 Prozentpunkte) und wieder vermehrt bei den verkehrsberuhigenden Massnahmen (43%, + 7 Prozentpunkte).
Die Zufriedenheit mit den Leistungen der städtischen Verwaltungsabteilungen bleibt auf dem Niveau von 2005. Mit den Leistungen der Verkehrsbetriebe (VBZ) sind 95% sehr zufrieden oder zufrieden. Sehr gut beurteilt mit 92% Zufriedenen wird das Abfuhrwesen und mit je 89% die Strassenreinigung und Grün Stadt Zürich. Sowohl die Zufriedenheit mit der Polizei (82%) wie auch mit dem Tiefbauamt (68%) bleibt auf dem Stand von 2005. Das Vertrauen in die Behörden ist gross. 76% fühlen sich sehr gut oder gut durch Stadt- und Gemeinderat vertreten. 32% der Befragten mit Schweizer Nationalität interessieren sich stark oder sehr stark für die lokale Politik, 41% mässig und 27% wenig bis gar nicht.
Wohnqualität Die Wohnqualität in Zürich wird insgesamt sehr gut bewertet. 92% sind mit ihrer Wohnumgebung und 94% mit ihrer Wohnung zufrieden. Die Zufriedenheit mit den Gegebenheiten im Quartier ist mit der Nähe zum öffentlichen Verkehr am grössten (97%). Darauf folgt die Zufriedenheit mit der Nachbarschaft (91%) und den Einkaufsmöglichkeiten (90%). Weniger zufrieden sind die Befragten mit den Möglichkeiten der Freizeitgestaltung (80%), der Ruhe im Quartier (84%) und der Zusammensetzung der Quartierbevölkerung (86%). Mit Letzterer sind die Befragten aus den Quartieren Hirzenbach (66%), Saatlen/Schwamendingen (71%) und Seebach (72%) am wenigsten zufrieden.
Das Image der eigenen Wohnumgebung schätzen 44% der Befragten als gut und 22% als sehr gut ein. Grosse Unterschiede gibt es zwischen den Quartieren. Besonders negativ beurteilen die Befragten aus Hirzenbach, Saatlen/Schwamendingen, Seebach und Werd/Langstrasse den Ruf ihres Quartiers. Wenn jedoch eingeschätzt werden muss, ob sich der Ruf in den letzten Jahren eher positiv oder negativ verändert hat, so sehen die Befragten aus dem Werd-/Langstrassenquartier zu 40% eine positive Veränderung des Rufs, während die Befragten aus den drei weiteren genannten Quartieren vor allem eine negative Veränderung wahrnehmen (40 bis 43%). Bauliche Veränderungen in der eigenen Wohnumgebung nehmen 58% der Befragten wahr, 60% von ihnen schätzen diese als gross ein. Damit meinen sie insbesondere Neubauten und Abriss von Häusern. Besonders stark von grossen baulichen Veränderungen betroffen sind Affoltern, Altstetten, Witikon und Seebach.
Das Sicherheitsempfinden im Quartier ist weiterhin am steigen: 73% der Befragten fühlen sich sicher, wenn sie nachts alleine im Quartier unterwegs sind. Gemieden werden vor allem Orte ausserhalb des eigenen Quartiers (69%). So zum Beispiel die Langstrasse (46%), der Kreis 4 (29%), Kreis 5 (18%) und unbelebte, schlecht beleuchtete Orte (16%).
Bauliche Veränderungen Die Schaffung von mehr Wohnraum stösst bei den Befragten auf grosse Zustimmung (85%). So finden auch 71% der Befragten, dass die Stadt durch die Bautätigkeit schöner und lebenswerter geworden sei. Ebenso viele bedauern aber auch, dass durch die Bautätigkeit immer mehr Freiräume verloren gehen. Und zwei Drittel der Befragten sind der Meinung, dass die Quartiere möglichst so erhalten bleiben sollten, wie sie sind.
Von den baulichen Grossprojekten in Zürich sind Sihlcity (30%), der «Stadtraum HB» (23%), der Prime Tower auf dem Maag-Areal (21%) und das Letzigrundstadion, das von 20% spontan genannt wird, die bekanntesten Projekte. Dem Bau von Hochhäusern stehen die Befragten kontrovers gegenüber: ebenso viele begrüssen deren Bau oder lehnen in ab (je 47%).
Gesellschaftliche Entwicklungen Neben den baulichen Veränderungen gibt es auch auf der gesellschaftlichen Ebene einen Wandel. 75% der Befragten stehen der zunehmenden Internationalisierung der Wirtschaft in Zürich positiv gegenüber, nur 5% finden diese Entwicklung sehr schlecht. Dass viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammen kommen, finden sogar 81% der Befragten gut oder sehr gut. Ob die Befragten diese Entwicklung gut finden, hängt weniger damit zusammen, ob es in ihrem Quartier einen hohen Ausländeranteil gibt oder nicht, sondern viel mehr mit Bildung und Alter.
Für 73% der Befragten hat Zürich dank der steigenden Anzahl von Veranstaltungen und der Liberalisierung des Gastgewerbes deutlich an Lebensqualität gewonnen. Den steigenden Abfallberg und höheren Lärmpegel finden 45% der Befragten störend. Es sind aber weniger die Befragten aus den betroffenen Quartieren (Kreis 1, 4 und 8), als viel mehr aus den Stadtrandquartieren (Seebach, Hirzenbach).
Wichtige Grundlage für Politik und Verwaltung Die Bevölkerungsbefragung gibt dem Stadtrat und der Stadtverwaltung einen guten Einblick, wie die Einwohnerinnen und Einwohner die Lebensbedingungen in der Stadt Zürich einschätzen. Mit der fünften Befragung seit 1999 können nebst den aktuellen Bewertungen Veränderungen im Zeitverlauf aufgezeigt werden. Bereits heute lassen sich für die Schwerpunktsetzung und die Ausrichtung der Aufgabenfelder der Stadtverwaltung Schlüsse ziehen. Weitere Detailauswertungen, die Hinweise zur Optimierung der Arbeit der Stadtverwaltung geben können, sind geplant.
Wer wurde wann befragt? Im März/April 2007 wurden 2 502 zufällig ausgewählte Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Zürich telefonisch befragt. Die geschichtete Zufallsstichprobe nach Quartier- bzw. Kreiszugehörigkeit basiert auf der Grundgesamtheit aller volljährigen Personen, die seit mindestens einem Jahr in der Stadt Zürich wohnhaft sind. Diese Personen haben entweder Schweizer Bürgerrecht oder sind Ausländerinnen und Ausländer mit Aufenthaltsbewilligung B oder Niederlassung C. Die Bewilligung B wurde dieses Jahr erstmals in die Grundgesamtheit mit einbezogen. Die telefonischen Interviews wurden durch das beauftragte Markt- und Sozialforschungsinstitut LINK durchgeführt. Ein Interview dauerte durchschnittlich 35 Minuten. 153 Interviews wurden auf Italienisch, Spanisch oder Serbokroatisch realisiert.
Was wurde gefragt? • Die Stadt Zürich als Wohn- und Lebensort • Die Beurteilung von Politik und Verwaltung • Lebensqualität im Quartier • Bauliche Veränderungen und gesellschaftliche Entwicklungen in der Stadt Zürich |
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