Die Zürcher Stadtarchäologen haben bei der Ausgrabung auf dem Grossmünsterplatz ein geheimnisvolles Paar goldener Ohrringe gefunden. Über die einstmalige Besitzerin kann lediglich spekuliert werden.
Über den Fund einer grossen Knochengrube auf dem Grossmünsterplatz haben die Medien vor ein paar Wochen bereits berichtet. Nun vermeldet die Stadtarchäologie vom gleichen Ort einen weiteren spektakulären und geheimnisvollen Fund. In einer Erdschicht über der Knochengrube lag ein Paar Ohrringe aus Gold. Der mit kleinen weissen und grünen Kügelchen aus Email besetzte Schmuck stellt mit seiner zierlichen Machart ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst dar. Art und Fundlage zeigen, dass die Schmuckstücke wohl im 17. Jahrhundert einer Person mit ins Grab gegeben wurden.
Gehänge zu wertvoll für eine Grabbeigabe?
Das ist insofern aussergewöhnlich, als Beigaben im christlichen Begräbnisbrauchtum normalerweise keinen Platz haben. Hier müssen ganz spezielle Umstände zu einer Übertretung dieser Sitte geführt haben. Was für eine Frau war es, der dieser Schmuck einst gehörte? Wer hat ihn ihr ins Grab mitgegeben - und wieso? Nicht einmal die sterblichen Überreste der Person, zu welcher der Schmuck einst gelegt worden war, sind erhalten geblieben. Bei der Anlage des heutigen Platzniveaus ist der Boden an dieser Stelle kräftig abgegraben worden und dabei hat man alle höher liegenden Bestattungen beseitigt. Unmittelbar neben den Ohrringen war jedoch ein Skelett erhalten geblieben, was den Archäologen zeigt, dass der Schmuck wirklich in Gräbertiefe lag. Kleine Ösen am Verschluss der Ohrringe zeigen zudem, dass hier offenbar doch nicht ganz alles ins Grab kam. Wahrscheinlich war an den Ösen je ein Gehänge befestigt. Vielleicht war es mit zu wertvollen Steinen besetzt, um auch diese dem Boden zu übergeben?
Die Grabung auf dem Grossmünsterplatz ist mittlerweile abgeschlossen. Die Stadtarchäologie wird aber den Schmuck, zusammen mit andern Funden, anlässlich des «Europäischen Tag des Denkmals» am 8. September 2007 ausstellen.