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Sprache als künstlerisches Material am Limmatplatz, Bellevue und HelvetiaplatzDie Stadt Zürich hat eine dreiteilige Arbeit des US-amerikanischen Künstlers Lawrence Weiner als Dauerleihgabe erhalten. Es handelt sich um einen Satz in drei Sprachen, der in den Belag eingelassen ist. Die Sprachkunstwerke sind auf dem Limmatplatz auf Deutsch, am Bellevue auf Englisch und auf dem Helvetiaplatz auf Italienisch zu sehen.
Der 1942 geborene New Yorker Konzeptkünstler Lawrence Weiner verwendet hauptsächlich Sprache als künstlerisches Material. Seine Werke bestehen aus einzelnen Worten oder mehreren Zeilen, die zum Beispiel in den Boden, auf Schachtdeckeln oder an Wänden eingelassen sind. Die Texte sind sowohl in Englisch als auch in Sprachen des Standortes gehalten.
Nun hat die Stadt Zürich von einem privaten Besitzer, der nicht genannt sein möchte, ein Werk Lawrence Weiners als Dauerleihgabe erhalten. Es handelt sich um ein dreiteiliges Werk. Jeder Teil besteht seinerseits aus drei aneinandergefügten Platten aus nichtrosten-dem Stahl, der bündig in den Platzbelag eingepasst ist. Die Gesamtfläche beträgt jeweils rund 3 x 2 Meter. Der Schriftzug ist rund 15 Zentimeter hoch, lasergeschnitten und mit As-phalt gefüllt. Für Zürich wurden nebst Englisch zwei Schweizer Landessprachen gewählt: Am umgebauten Limmatplatz, der heute für den Tramverkehr wiedereröffnet wurde, ist die deutsche Version KUGELLAGER ODER RUNDE STEINE ZUM ROLLEN GEBRACHT AUSSERHALB WAS IST bereits zu sehen. Vom 4. bis 6. Juni wird die englische Fassung BALL BEARINGS OR ROUND STONES MADE TO ROLL OUTSIDE OF WHAT THERE IS auf dem Bellevue eingebracht. Die italienische Entsprechung CUSCINETTI A SFERA O CIOTTOLI LEVIGATI FATTI ROTOLARE AL DI FUORI DA CIÒ CHE È auf dem Helvetiaplatz bildet vom 12. bis 14. Juni den Abschluss der Umsetzungsarbeiten.
Die Werke von Lawrence Weiner sind prinzipiell für alle verständlich und setzen keine kunsthistorischen oder kulturellen Kenntnisse voraus. Es genügt, das Kunstwerk in Bezug auf die eigene Existenz zu lesen. Mit seinem Zürcher Werk sagt der Künstler bildhaft, dass Dinge ausserhalb dessen, was man bereits weiss, in Bewegung gesetzt werden können. In einem Interview spielte er darauf an, dass gerade in Zürich eine Menge an theoretischen Gedanken hervorgebracht wurde, die vorher nicht existierten: etwa von Albert Einstein, James Joyce oder Lenin. Damit bringt Weiner sein Verständnis von Kunst auf den Punkt: Sie soll dem einzelnen Menschen dazu verhelfen, selbständig seine Beziehung zur materiellen Welt neu zu bestimmen.
Für das Werk selbst braucht die Stadt nichts zu bezahlen, es fallen lediglich rund 30'000 Franken Kosten für Material und Installation an.
Lawrence Weiners Kunstwerk für Zürich entstand im Rahmen des Forschungsprojekts Kunst Öffentlichkeit Zürich, das massgeblich von der Kommission für Technologie und Innovation KTI des Bundes finanziert wurde, wobei sich auch Private und die Stadt Zürich beteiligten. Das Projekt wurde von Christoph Schenker, Leiter des Instituts für Kunst und Medien an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, konzipiert und geleitet. Ziel war, am Beispiel Zürichs das Phänomen Kunst im öffentlichen Raum weiterzuentwickeln. Als dauerhaftes Ergebnis ist unter anderem vergangenen Herbst die AG Kunst im öffentlichen Raum (AG KiöR) entstanden, die Kriterien für das Aufstellen und Abräumen von Kunst erarbeiten und als Anlaufstelle für alle künstlerischen Belange im öffentlichen Raum dienen soll. Aber auch konkrete Werke sind aus dem Projekt erwachsen, so «Kunst in der Hardau» und nun das dreiteilige Werk «Kugellager oder runde Steine». Schliesslich hat das Projekt auch ein Leitbild für Kunst im öffentlichen Raum hervorgebracht, das die gleichnamige AG anwendet. Weitere Kunstwerke des Projektes «Kunst Öffentlichkeit Zürich» werden noch dieses Jahr folgen.
Werke von Lawrence Weiner sind bereits an mehreren Orten in der Schweiz zu sehen, unter anderem am Zürcher Sitz des WWF Schweiz, im Kunstmuseum Winterthur, im Kunstmuse-um La Chaux-de-Fonds, in der Kunsthalle Bern, auf dem Furkapass und als Bodenarbeit in der Stadt Biel.
Weitere Informationen Zum Werk von Lawrence Weiner und zum Forschungsprojekt «Kunst Öffentlichkeit Zürich»: www.stadtkunst.ch
Christoph Schenker, Leiter des Instituts für Kunst und Medien an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich HGKZ, Telefon 043 446 61 01, E-Mail: christoph.schenker@hgkz.ch
Detaillierte Angaben zur neuen Arbeit in Zürich von Lawrence Weiner wird es in der Mitte Juni erscheinenden Publikation «Kunst und Öffentlichkeit – Kritische Praxis der Kunst im Stadtraum Zürich» geben. Die Vernissage dazu findet am Mittwoch, 20. Juni, ab 18.30 Uhr im Café Limmatplatz statt. |
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