Im Rahmen des Projekts «10'000 Obstbäume für Zürich» wurden in einer gemeinsamen Aktion von Grün Stadt Zürich und des Sorell Hotels Zürichberg der ZFV-Unternehmungen 73 neue Obstbäume gepflanzt. Damit wird das Landschaftsbild beim Hotel Zürichberg wieder das Gepräge des Zustands vor hundert Jahren erhalten.
Das Hotel Zürichberg nahm am 1. Januar 1901 seinen Betrieb auf. Am Hang unterhalb der Terrasse wurde wenig später ein Obstgarten angelegt. Ein von Grün Stadt Zürich im September 2005 in Auftrag gegebenes Gutachten von Daniel Winter, Aqua Terra, stellte fest, dass trotz regelmässiger Ersatzpflanzungen für abgehende Bäume ein hoher Remontierungsbedarf bestand. Die meisten Bäume hatten ihren Zenith schon seit einiger Zeit überschritten und mussten ersetzt werden. Die überwiegend älteren Bäume wiesen einen schlechten Gesundheitszustand auf, waren am Absterben oder bereits abgestorben, u.a. verursacht durch Borkenkäferbefall.
Von den noch bestehenden 55 Bäumen blieben 27 Exemplare erhalten. Sie bilden einen wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tiere. Die restlichen 28 Bäume mussten am 8. November gerodet werden. Sie wurden unter aktiver Beteiligung zahlreicher prominenter Baumpatinnen und Baumpaten durch 73 Jungbäume ersetzt. Nach hundert Jahren konnte damit der alte Obstgarten wieder auf 100 Bäume aufgestockt werden.
Sortenwahl in Absprache mit der Eigentümerschaft
Die Sortenwahl, die Lage und die Anordnung der Ersatzpflanzungen (s. Anhang) wurden in Absprache mit dem Hotelmanagement vorgenommen. Im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Obstgartens hat Grün Stadt Zürich bei der Sortenwahl darauf geachtet, dass die verschiedenen Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Pflaumen, Reineclauden, Mirabellen, Kirschen und Quitten von der Küche des Hotels Zürichberg verwendet bzw. als Zierfrüchte für Dekorationen oder zum Brennen eingesetzt werden können. Zusätzlich wurde auf die Erweiterung der Obstsortenvielfalt und eine möglichst lange Blüte- und Erntezeit geachtet. Gepflanzt wurden ausschliesslich Obstgehölze aus biologischem Anbau.
Die Neupflanzung bot zudem die Gelegenheit, die Lage und Anordnung der Bäume neu zu definieren und auf die Anliegen des Hotels Zürichberg punkto Freihaltung von wichtigen Blickachsen und Sichtbezügen etwa zum Zürichsee Rücksicht zu nehmen. So wurden in der Nähe der Hotelterrasse eher kleinwüchsige Gehölze wie Quitten und Zwetschgen gepflanzt. Grössere Bäume haben ihren Standort weiter unten am Hang. Gepflegt und bewirtschaftet wird der Obstgarten wie bisher von Thomas Ryffel, Pächter des Bio-Landhofs Huebhof in Zürich-Schwamendingen.
Der beim Hotel Zürichberg (ehemals Alkoholfreies Kurhaus im Besitz der ZFV-Unter-nehmungen) liegende Obstgarten Susenberg, so der offizielle Flurname, ist als Schutzobjekt Nr. KSO-34.07 im Sinne von § 203 lit. f PBG (Planungs- und Baugesetz des Kantons Zürich) im Inventar der kommunalen Natur- und Landschaftsschutzobjekte der Stadt Zürich festgesetzt.
Der Obstgarten Susenberg ist Lebensraum verschiedener Vogelarten (u.a. Distelfink, Gartenbaumläufer, Buntspecht, Mönchsgrasmücke). Durch die Anführung des Obstgartens Susenberg im Inventar der kommunalen Natur- und Landschaftsschutzobjekte ist die Stadt Zürich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass der Obstgarten geschont wird und erhalten bleibt.
Eine Sumpfmeise und 10'000 Obstbäume für Zürich
Nachdem Grün Stadt Zürich die ZFV-Unternehmungen im Jahr 2005 auf die besondere Verpflichtung der Stadt Zürich zur Erhaltung und zum Schutz des Obstgartens aufmerksam gemacht hatte, fand im März 2006 eine Begehung vor Ort mit Marianne Fritzsche, der Projektleiterin des Obstbaumförderungsprogramms von Grün Stadt Zürich «10'000 Obstbäume für Zürich» statt. Entgegen der ursprünglichen Absicht des Hotels Zürichberg, sämtliche noch bestehenden Bäume zu roden und zu ersetzen, gelang es, Marianne Fritzsche einige ältere, für Vögel und Insekten überlebenswichtige Exemplare zu erhalten. Dabei kam ihr der Zufall zu Hilfe. Gerade als sie sich zum wiederholten Mal mit Nachdruck für das Stehenlassen von wenigstens ein paar wichtigen Solitären einsetzte, flog aus einer Baumhöhle eines der fraglichen Bäume eine Sumpfmeise. «Aber diesem kleinen Vögelchen wollen Sie doch nicht die Wohnung abbrechen?», meinte sie. Worauf das Management ein Einsehen hatte und sich mit deren Erhaltung einverstanden erklärte. Sumpfmeisen leben gerne in alten Obstgärten und Parks. Sie brauchen alte Bäume mit Höhlen, in denen sie ihre Jungen aufziehen und diese mit den verschiedenen auf den Bäumen lebenden Kleinlebewesen füttern.
Grün Stadt Zürich verfolgt mit dem Projekt «10’000 Obstbäume für Zürich» ein Programm zur Sicherung und Förderung von Hochstamm-Obstgärten, deren Erhalt für die Stadt Zürich ein zentrales Anliegen ist. Der Obstgarten Susenberg bietet sich dabei aufgrund seiner Grösse, der guten Obstbaulage, seiner Vernetzung mit weiteren naturnahen Objekten im näheren Umfeld als Schwerpunktobjekt an. Der Standort in einem attraktiven Naherholungsgebiet ist ideal, um die Öffentlichkeit über Wert und Nutzen von Obstbäumen zu informieren. Sämtliche Bäume werden demnächst angeschrieben und auf Tafeln können Spaziergänger und weitere Interessierte mehr über die Anlage und die angebauten Kern- und Steinobstsorten erfahren. Geplant sind auch Hinweise auf ihre Nutzungsgeschichte und ihre Verwendungsmöglichkeiten in der Küche z.B. für Konfitüren, Chüechliäpfel oder als Brennobst.
Vernetzung mit natürlichen Lebensräumen in unmittelbarer Nachbarschaft
Der Obstgarten grenzt an das kommunale Landschaftsschutzobjekt Zürichberg (Obj.Nr. Geo 8, Re-16) an, das die bewaldeten Moränenwälle auf dem Zürichberg und die südwestlich angrenzenden Kulturlandflächen vom Rigiblick bis zum Hotel Zürichberg umfasst. Der Obstgarten bildet als landschaftsprägendes Element das Bindeglied zum Friedhof Fluntern.
Im Umfeld des Obstgartens bestehen weitere naturkundlich wertvolle Flächen, Objekte und Strukturen, die u.a. den Lebensraum der Zauneidechse bilden. Damit ist die Vernetzung des Obstgartens Susenberg mit weiteren naturnahen Lebensräumen und Strukturen im direkten Umfeld gewährleistet, was dessen ökologischen Wert weiter erhöht. Viele Obstgärten bewohnende Vögel und Insekten brauchen zusätzliche naturnahe Elemente im nahen Umfeld z.B. blütenreiche Wiesen zur Nahrungsaufnahme, Holzstrukturen und Gebüschgruppen zur Fortpflanzung. Dies ist am Susenberg sichergestellt, wenn auch noch ausbaufähig.