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Gesundheits- und Umweltdepartement Stadt Zürich |
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8. Mai 2006: Tiefer Schlaf mit Risiken und Nebenwirkungen |
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Die Schweizerische Gesundheitsbefragung von 2002 hat gezeigt, dass jede 12. Schweizerin, jeder 12. Schweizer gelegentlich bis täglich ein Schlaf- oder Beruhigungsmittel einnimmt. Während die Einnahme über kurze Zeit hilft, die Schlafprobleme in den Griff zu bekommen, birgt der Langzeitgebrauch von Schlaf- und Beruhigungsmitteln aus der Gruppe der Benzodiazepine Risiken und ein beachtliches Suchtpotential. Die Delegation für Drogen- und Suchtpolitik der Stadt Zürich lanciert darum gemeinsam mit dem Verein Hausärzte der Stadt Zürich und der Zürcher Fachstelle zur Prävention des Alkohol- und Medikamenten-Missbrauchs (ZÜFAM) eine gezielte Information der Betroffenen und eine entsprechende Weiterbildung für Ärztinnen und Ärzte.
Sie sind nervös oder traurig, gehen zum Arzt oder zur Ärztin, wollen etwas zur Beruhigung oder Aufmunterung? Das kann gut gehen – oder aber auch der Anfang einer schlimmen Sucht sein, denn der Übergang zwischen sinnvollem, d.h. medizinisch indiziertem Gebrauch und Missbrauch von Medikamenten ist fliessend. Schlaf- und Beruhigungsmittel mit dem Wirkstoff Benzodiazepin1 und ähnliche, sind ursprünglich zur Behandlung von Angst, Panik, innerer Unruhe und Schlafstörungen enorm häufig verschrieben worden. Heute sind sich die meisten Experten einig, dass alle diese Medikamente - wie in der Produktinformation beschrieben - nur noch für kurze Zeit verordnet werden sollten.
Möglichst keine Neuverschreibungen Die Wirklichkeit ist leider eine ganz andere: 2/3 der Personen, welche diese Medikamente verordnet bekommen, nehmen diese länger als ein Jahr, die Hälfte davon gar länger als 5 Jahre ein. Es erstaunt deshalb nicht, dass mit zunehmendem Alter immer mehr Personen solche Medikamente täglich einnehmen. Bei den 65-74jährigen Frauen sind es 12 %, bei den über 75jährigen sogar 18 %. Besonders betroffen sind Frauen in schwierigen Lebenssituationen. Bei langfristiger Einnahme wirken die Medikamente jedoch nicht mehr positiv und es kommt gehäuft zu Schlaf- und Gedächtnisstörungen. Zudem besteht eine erhebliche Gefahr zu stürzen, was speziell im Alter schnell zu Oberschenkelhalsbrüchen und so zu einer empfindlichen Verschlechterung der Mobilität und Lebensqualität führen kann. „Diese Beruhigungs- und Schlafmittel müssen deshalb sehr langsam und sorgfältig abgesetzt und nur noch im Notfall neu verschrieben werden“ klärt Stadtarzt Dr. Albert Wettstein auf. „Am besten ist es, gar nicht erst mit der Verschreibung zu beginnen.“
„Die stadträtliche Delegation für Drogen- und Suchtpolitik möchte konkret gegen den zu häufigen Benzodiazepine-Konsum vorgehen und für einmal andere, als nur harte Drogenproblematik thematisieren. Durch eine Sensibilisierung der Bevölkerung und die enge Zusammenarbeit mit den Hausärztinnen und -ärzten sollen nicht nur Neuverschreibungen vermieden werden, sondern Betroffene sollen auch gemeinsam mit ihrer Hausärztin/ihrem Hausarzt nach Alternativen suchen“ führt der Vorsitzende der Delegation, Stadtrat Robert Neukomm, aus. Dem pflichtet die Präsidentin des Hausärzteverbandes Frau Dr. Marcella Siegrist bei: „Schlafprobleme sind für uns Hausärztinnen und –ärzte ein Gesundheitsanliegen, mit dem wir oft konfrontiert werden. Schlafmittel sind jedoch tatsächlich nicht immer die beste Lösung“.
Es gibt Alternativen Was also verhilft zu einem guten Schlaf? Einige Schlafhygieneregeln wie zum Beispiel regelmässige Abendspaziergänge, kein schweres Essen zwei Stunden vor dem Schlafengehen, ein gut gelüftetes Schlafzimmer, in dem man sich wohl fühlt sowie die Einhaltung einer Zubettgeh-Routine. Dies sind nur einige von 13 Schlafhygieneregeln die bei genügend Geduld zu einem tiefen gesunden Schlaf verhelfen (siehe Beilage). Wenn es denn ein Medikament sein muss, sind pflanzliche Medikamente auf Baldrian- oder Hopfenbasis sowie gewisse antidepressiv wirksamen Medikamente die bessere Wahl. |
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1 Benzodiazepine und ähnliche Substanzen sind in einigen gängigen Schlaf- und Beruhigungsmitteln enthalten. Die bekanntesten und am weitesten verbreiteten sind: Seresta®, Valium®, Rohypnol®, Stilnox® und Temesta®. Eine vollständige Liste findet man im Arzneimittel-Kompendium der Schweiz, das im Internet unter www.kompendium.ch unter Angabe des Inhaltsstoffes (aber mit der Volltextsuche) Auskunft über die in der Schweiz zugelassenen Medikamente mit dem Wirkstoff Benzodiazepin und ähnlichen gibt.
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Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich |
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