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Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich |
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5. Dezember 2005: Patientinnen und Patienten sollen mitbestimmen |
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Gut 130 Kaderärztinnen und -ärzte der beiden Stadtspitäler Waid und Triemli absolvieren momentan ein Kommunikationstraining. Ziel ist es, nachhaltig bessere Gespräche zwischen Patienten und Ärztinnen zu führen und die gewonnenen Erkenntnisse intern weiterzuvermitteln.
Internationale Studien bestätigen, dass 8 von 10 Defiziten, die Patientinnen und Patienten im Spital rapportieren, im Bereich Information und Kommunikation liegen. «Für immer mehr Erkrankungen gibt es mehr als eine Behandlungsmöglichkeit. Das bedeutet, Patienten haben mehr denn je die Qual der Wahl. Wer unterstützt sie bei ihrem Entscheid? Ein Arzt, der sich darauf versteht, Informationen richtig zu vermitteln und den Entscheidungsprozess des Patienten zu begleiten». Für Professor Dr. med. Wolf Langewitz, Leiter der Abteilung für Psychosomatik am Kantonsspital Basel und Kursleiter der Kommunikationstrainings in den Stadtspitälern ist es ein Anliegen, dass Patientinnen und Patienten ihre Sicht einbringen und Ärztinnen und Ärzte auch lernen zuzuhören.
Angst vor Langrednern? Die typische arztzentrierte Kommunikation ist charakterisiert durch die frühe Übernahme (ca. 25 Sekunden) der Gesprächsführung durch den Arzt oder die Ärztin mit einer fokussierenden oder einer geschlossenen Frage und ein schnelles Anbieten von Lösungsmöglichkeiten. Studien belegen, dass 80 % der Patientinnen und Patienten ihre Beschwerden innerhalb zwei Minuten darlegen könnten. Es gilt also die Gesprächsinitiative des Patienten durch offene Fragen zu fördern, anzunehmen und die Schwerpunkte abzugleichen. «Wir Ärzte müssen lernen, den Patienten als terra incognita zu begreifen. Dann werden wir – abgesehen von Notfall-Situationen – immer erst mal um die Insel herum rudern und nach einem ruhigen Landeplatz suchen. Die andere Technik: mit einem gewaltigen Satz an Land zu springen, könnte weder uns noch dem Patienten gut bekommen» illustriert Langewitz die patientenzentrierte Kommunikation, welche er in seinen Trainings mit der Ärzteschaft lehrt und übt. Auch bei Stadtspitälern Potential in der Kommunikation Befragungen der beiden Stadtspitäler in den Jahren 2003 und 2004 zeigten eine sehr grosse Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten. Verbesserungsfähig sind beide Spitäler allgemein in der Aufklärung zur Behandlung, in der Vermittlung von Informationen zum Zustand nach der Operation und zu künftigen Aktivitäten sowie Aufklärung zu Gefahrensignalen. Mässig zufrieden waren die Patientinnen und Patienten ebenfalls über ihre Möglichkeiten mitzubestimmen. Es ist aber nicht so, dass die Lösung einfach ist! Einfach mehr kommunizieren muss nicht unbedingt besser sein. Immerhin ist auch eine durch Studien gesicherte Information die, dass Patientinnen und Patienten nur 1,5 von 5 an sie vermittelte Informationen, z.B. über Nebenwirkungen, speichern können.
Weniger fragen, mehr Antworten Seit dem 1. Januar 2005 gilt im Kanton Zürich das neue Patientengesetz, das die Selbstbestimmung der Patientinnen und Patienten stark betont. Heutige Patientinnen und Patienten sind zudem besser informiert, selbstbewusster und anspruchsvoller und verstehen sich als Partner der Ärztinnen und Ärzte. «Wir müssen dieser Entwicklung gerecht werden. Die Stärkung der Informationsbasis und die Steigerung der Entscheidungskompetenz der Patienten war deshalb eine unserer Jahreszielsetzungen für 2005» führte Stadtrat Robert Neukomm anlässlich der Medienkonferenz im Stadtspital Waid aus. Stellvertretend für beide Stadtspitäler bekräftigte Rolf Gilgen, Direktor des Stadtspitals Waid: «Wir streben durch diese Kommunikationstrainings nachhaltig bessere Gespräche zugunsten von Patientinnen und Patienten an». Die Stadtspitäler entschieden sich, die Kaderärzte (Chefärzte, Leitende Ärztinnen sowie Oberärzte) zu schulen. Das Wissen bleibt so länger in den Spitälern und kann an die übrigen Ärzte weitervermittelt werden. Zudem kann nur so der dazugehörende Kulturwandel stattfinden.
Und wie beurteilen die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer das Kommunikationstraining? Dr. Ueli Bühlmann, Chefarzt am Stadtspital Triemli, hat trotz Vorbehalten vor allem positive Erfahrungen gemacht. «Wir lernen weniger zu fragen und erhalten mehr Antworten. Zeit bewusst in Gespräche zu investieren, kann zu einem generellen Zeitgewinn führen.»
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Gesundheits- und Umweltdepartement |
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