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Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich |
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29. September 2005: Gründerin Maria Egg-Benes gestorben |
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„Es gibt keine bildungsunfähigen Menschen“ – Geleitet von dieser Überzeugung schaffte Dr. phil., Dr. h.c. Maria Egg-Benes, was vor ihr niemand für möglich gehalten hätte. Am 17. September verstarb die Gründerin der Heilpädagogischen Schule der Stadt Zürich (HP).
Geboren am 21. Februar 1910, wuchs Maria Piroska in Budapest wohlbehütet in einer Budapester Kaufmannsfamilie auf. Sie erwarb ihre humanistische Maturität an einer Privatschule und studierte an den Universitäten Pécs und der Sorbonne in Paris Psychologie und Pädagogik. Bei Prof. Eduard Spranger dissertierte sie 1932. Parallel zu ihrer Doktorarbeit absolvierte sie ein Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar.
Erste Kontakte zu geistig behinderten Kindern hatte sie bereits in ihrer Kindheit. Mit ihrer Zwillingsschwester Luise entdeckte sie ein Kloster, in dem Ordensfrauen „Unheilbare“; Epileptiker, Geisteskranke und Geistesschwache betreuten. Die beiden Mädchen machten es sich zur Gewohnheit, Zeit mit diesen Kindern zu verbringen.
Als sich in Deutschland der Nationalsozialismus immer mehr durchsetzte, kehrte sie in ihre Heimat zurück und wurde Assistentin bei Dr. med. Leo Szondi an der Hochschule für Heilpädagogik in Budapest. Dieser schickte sie 1935 in die Schweiz, um die hiesigen Institutionen kennen zu lernen.
Zürich sollte ihre neue Heimat werden. Hier begegnete sie dipl. Ing. ETH Gotthard Egg, den sie 1937 heiratete. Hier lernte sie aber auch die Eltern eines geistig behinderten Sohnes kennen. So sass im Winter 1937 ihr erster Schüler, „ein Büblein, das von der öffentlichen Schule ausgeschlossen war“, an ihrem Stubentisch. Und es blieb nicht bei diesem einen Kind. Die Schar um den Stubentisch wuchs. 1940 mietete sie für ihren „Heilpädagogischen Schulzirkel“ erstmals Räumlichkeiten an der Toblerstrasse 30. Unterstützt wurde sie dabei durch ihre Zwillingsschwester Luise Rossier-Benes.
Die Eltern der Kinder mussten selbst für das Schulgeld aufkommen, da diese damals als bildungsunfähig galten und laut Volksschulgesetz von der Schule zu entlassen waren. Dr. Maria Egg-Benes aber war überzeugt, dass auch diese Kinder geschult werden könnten und ein Recht auf Schulbildung hätten. Gemeinsam mit Paul Nater, damals Präsident der Kreisschulpflege Uto, kämpfte sie für diese Sache. Der 1951 gegründete und von Paul Nater präsidierte „gemeinnützige Hilfsschulverein“ bildete fortan die Trä-gerschaft für die „Heilpädagogische Hilfsschule“. 1956 stimmte die Stadtzürcher Bevölkerung der Übernahme der „Heilpädagogischen Hilfsschule“ durch die Stadt zu. 1965 konnte die Schule, gemeinsam mit der Anlernwerkstätte, ins neu gebaute Schulhaus an der Gotthelfstrasse 53 einziehen.
Dr. Maria Egg-Benes erkannte schon bald, dass für die erwachsen werdenden Schüler auch Arbeits- und Wohnplätze nötig waren. Ein Grossteil der städtischen sowie kantonalen Werkstätten und Wohnheime für Menschen mit geistiger Behinderung wurden auf ihre Initiative und mit ihrer Hilfe gegründet.
Dr. Maria Egg-Benes, die auch als Dozentin am Heilpädagogischen Seminar (HPS) tätig war, erlangte durch unzählige Vorträge im In- und Ausland, Publikationen in Fach-zeitschriften und Büchern, internationalen Ruhm.
Als Beauftragte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) reiste sie in verschiedenste Länder. 1968 wurde ihr der Internatio-nale Kennedy-Preis für hervorragenden Dienst an den Geistesschwachen, 1969 der Internationale Preis der Stiftung FONEME für die Erforschung des Jugendalters Geis-tesschwacher und 1970 der Kulturpreis der Stadt Zürich verliehen. Mit besonderer Freude nahm sie den Ehrendoktortitel der Universität Zürich an.
Als 1971 das Frauenstimmrecht angenommen wurde, stellte sie die Partei des Landes-rings der Unabhängigen (LdU) als Kandidatin für den Kantonsrat auf. Nach ihrer Wahl setzte sie sich acht Jahre lang auf politischer Ebene für die Rechte von Menschen mit geistiger Behinderung ein.
Bis 1975 blieb sie Leiterin der Heilpädagogischen Hilfsschule, unterstützt und treu begleitet durch ihre Zwillingsschwester Luise Rossier-Benes.
Am 17. September 2005, wenige Monate nach dem Tod ihrer Zwillingsschwester, schlief sie für immer ein. Mit Dankbarkeit nehmen wir ihr grosses Geschenk, die Heilpädagogische Schule der Stadt Zürich, an. Im Andenken an Dr. Maria Egg-Benes versu-chen wir mit all uns zur Verfügung stehenden Kräften, die Schule weiter zu entwickeln, um den Kindern mit einer geistigen Behinderung „Leben lernen in sozialer Integration“ zu ermöglichen.
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