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1. September 2004: Verleihung des Kunstpreises und der Johann-Jakob-Bodmer-Medaille |
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Der Stadtrat hat den mit 50'000 Franken dotierten Kunstpreis der Stadt Zürich dem Schlagzeuger und Perkussionisten Pierre Favre verliehen. Die mit 15'000 Franken dotierte Johann-Jakob-Bodmer-Medaille erhält die Slawistin Ilma Rakusa für ihre Verdienste um die Vermittlung slawischer, ungarischer und französischer Literatur. Stadtpräsident Elmar Ledergerber hat heute Mittwoch die beiden Preisträger vorgestellt.
Pierre Favre, der Wahlzürcher aus der Romandie, ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Schweizer Schlagzeuger und Perkussionisten im Bereich Jazz und improvisierte Musik. Er gilt als der Philosoph unter den Schlagzeugern und ist subtiler Klangmaler auf seinen Instrumenten. Er war Pionier und Wegbereiter der Free Jazz-Bewegung in den 60-er und 70-er Jahren. Seither ist sein Spiel immer feiner und nuancenreicher geworden. Mit der stetigen Erweiterung seines Instrumentariums hat Favre längst die Grenze überschritten, die den Rhythmiker vom Melodiker trennt. Pierre Favre ist am 2. Juni 1937 in Le Locle geboren. Nach ersten Auftritten im Bereich des traditionellen Jazz wurde er 1954 Berufsmusiker und spielte bald in verschiedenen Ensembles, etwa bei Max Greger und in der Big Band von Radio DRS unter Cedric Dumont und später Hans Moeckel. In den 70-er Jahren fing er an, seinen eigenen Stil zu entwickeln, in welchem der Klang ebenso eine wichtige Rolle spielte wie der Rhythmus.
Pierre Favre arbeitet regelmässig mit Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedensten Kultursparten zusammen. Er gibt Perkussions-Solo-Tourneen mit Konzerten und Workshops in Europa, Nord- und Südamerika und Asien. Die Jazz-Festivals von Berlin, Monterey Kalifornien und Montreux, das Pan Festival Tokio, die Internationalen Musikwochen Luzern, die Bachwochen Heidelberg, die Biennale in Venedig sind weitere Stationen in seinem reichen Musikerleben.
Ilma Rakusa ist 1946 in der Slowakei als Tochter einer Ungarin und eines Slowenen geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Budapest, Ljubljana und Triest. Dann folgte die Übersiedlung nach Zürich. Studium der Slawistik und Romanistik in Zürich, Paris und St. Petersburg. Seit 1977 ist sie Lehrbeauftragte an der Universität Zürich. Daneben arbeitet sie freiberuflich als Schriftstellerin, Übersetzerin und Publizistin.
Das Jahr der grossen EU-Osterweiterung, die auch den Blick des Nicht-EU-Mitglieds Schweiz Richtung Osteuropa fokussieren wird, bietet den aktuellen Anlass, eine Zürcherin auszuzeichnen, die als „Horizonterweiterin“ bezeichnet werden kann. Als Übersetzerin und Herausgeberin hat sie den deutschsprachigen Leserinnen und Lesern wichtige Autorinnen und Autoren aus der russischen (v.a. Marina Zwetajewa), der serbokroatischen (v.a. Danilo Kiš), der ungarischen (Imre Kertész und Péter Nádas) sowie der französischen Literatur (Marguerite Duras) zugänglich gemacht. Als Literaturkritikerin stellt sie immer wieder neueste Bücher aus diesen Sprachen vor, und oft ist sie die deutschsprachige Stimme von Autorinnen und Autoren aus diesem Raum, wenn diese ihr Werk bei uns präsentieren. Für ihre Vermittlung zwischen den Kulturen und Sprachen ist sie schon verschiedentlich ausgezeichnet worden, so mit dem Petrarca-Übersetzerpreis 1991, dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und 2003 mit dem Preis „Pro Cultura Hungarica“. Ilma Rakusa ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt.
Diese Verdienste um das literarische Schaffen werden mit der Johann-Jakob-Bodmer-Medaille ausgezeichnet, die schon Max Wehrli, Werner Weber, Alice Vollenweider, François Bondy und Fritz Senn zuerkannt wurde. |
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