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11. August 2004: Klostermauern und Skelette entdeckt |
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Die Archäologie der Stadt Zürich hat bei der Kanalisationssanierung im Selnau ein Gräberfeld und die Reste des Frauenklosters Selnau entdeckt. Mit dieser Ausgrabung lässt sich das Frauenkloster aus dem 13. Jahrhundert genau lokalisieren.
Nur wenig unter dem modernen Strassenbelag der Gerechtigkeitsgasse kamen in Werkleitungsgräben auf einer kleinen Fläche elf Skelette zum Vorschein. Sie stammen von einem Friedhof, der hier bis ins 18. Jahrhundert bestanden hatte. Er gehörte zu einem nahe gelegenen Asyl für Arme und Kranke, in dem auch aus dem Veltlin und aus Frankreich geflohene Hugenotten einquartiert waren.
Die freigelegten Bestattungen lagen in zwei Gruben mit jeweils mehreren Individuen. Bei der einen waren die Toten – mindestens vier - sorgfältig in die gleiche Richtung, eng neben- und übereinander gebettet worden. Bei der anderen bot sich ein eher schauerliches Bild: Hier lagen sieben Skelette kreuz und quer, zum Teil stark verkrümmt, beieinander. Die Toten sind offenbar in grosser Eile in die Grube gelegt worden. Unüblich ist, dass sich unter den Bestatteten neben drei Erwachsenen auch vier Kinder befanden, darunter ein wenige Monate alter Säugling. Sind hier die Archäologen auf die Überreste einer Epidemie gestossen, in deren Verlauf sich der Umgang mit den Toten immer weniger pietätvoll gestaltete? Aus schriftlichen Quellen wissen wir, dass in diesem Asyl unter anderem auch Kranke der Pestepidemie von 1611 isoliert worden waren. Es ist durchaus möglich, dass hier ein eindrückliches Zeugnis aus dem Leben und Sterben in dieser Zeit ans Tageslicht gekommen ist. Die Auswertung der Skelette wird genauere Aussagen ermöglichen.
Neben diesen Bestattungen förderten die Stadtarchäologen und Stadtarchäologinnen mehrere Mauerreste, Mörtelböden und eine alte Kopfsteinpflästerung ans Tageslicht. Es handelte sich dabei um Spuren des einstigen Frauenklosters Selnau. Das 1256 gegründete Zisterzienserinnenkloster Selnau war nach der Reformation so gründlich abgebrochen worden, dass bis vor kurzem nicht einmal seine genaue Lage bekannt war. Erst 1998 gelang der Stadtarchäologie mit dem Fund eines markanten Teils der Klosterkirche eine etwas präzisere Lokalisierung. Die neuerlichen Funde der letzten Wochen erlauben es nun, die Ausrichtung und die Abmessungen der Klosterkirche sicher zu bestimmen und genaueres über die klösterlichen Nebenräume in Erfahrung zu bringen. Die Reste der Klosterkirche liegen quer unter der vielbefahrenen Sel-naustrasse. Unmittelbar vor dem Haupteingang des SIA-Hochhauses muss sich der gotische Chor der Kirche befunden haben. Der Westabschluss der Kirche mit dem Haupteingang lag knapp vor dem Gebäude Gerechtigkeitsgasse 4.
Zwar ist man in den letzten Jahren immer wieder auf Überreste der einst bedeutenden Kloster-anlage gestossen, aber erst mit den jüngsten Funden lassen sich nun die Reste zu einem zusammenhängenderen Bild abrunden. Die Grabung ist inzwischen bereits wieder geschlossen worden. |
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