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14. Juli 2004: Die Ausstellung "Schulhausbau.Der Stand der Dinge" ist zu Ende

Die Ausstellung sowie die Fachtagung ermöglichten einen intensiven, internationalen Wissensaustausch

In Zürich ging am 11. Juli die Ausstellung „Schulhausbau. Der Stand der Dinge“ zu Ende, die einen intensiven, internationalen Wissensaustausch zu diesem aktuellen Thema ermöglicht hat. Rund 2000 Personen besuchten in 12 Tagen die Ausstellung, 330 Personen besuchten die Fachtagung zum Thema. Zahlreiche Tagungsteilnehmer äusserten den Wunsch, den angefangenen Dialog fortzusetzen.

Die Schule verändert sich
Die letzten Jahre haben im Bau von neuen Schulhäusern wie im Erweitern und Umbauen bestehender Anlagen einen eigentlichen Boom gebracht, der vor allem die wachsenden Agglomerationen erfasst. Die Stadt Zürich allein hat in den letzten sechs Jahren 18 Erweiterungs- und Neubauprojekte in Angriff genommen, von denen der grössere Teil jetzt abgeschlossen ist. Aus diesem Anlass fand in Zürich vom 29. Juni bis 11. Juli eine internationale Ausstellung zum Schulhausbau und eine Fachtagung statt. Die gut besuchten Anlässe, von der Stadt Zürich zusammen mit der Pädagogischen Hochschule Zürich und dem ETH Wohnforum organisiert, standen unter dem Titel „Schulhausbau. Der Stand der Dinge“.

Wer heute das Schulhaus seiner Kindheit besucht, wird es verändert vorfinden: Die strenge Ordnung in den Klassenzimmern hat vielerorts einer offenen Anordnung Platz gemacht: In einer Ecke findet sich vielleicht ein Teppich oder Sofa, am Fensterbrett Computer. Die Pulte sind zu Gruppen zusammengeschoben; das Lehrerpult steht irgendwo dazwischen. Gruppen- und Projektunterricht, individuelle Lernförderung und klassenübergreifende Lernsequenzen prägen immer mehr den Unterricht. Der Wunsch der Schulen, auch die grosszügigen Korridore und Pausenhallen für den Unterricht zu nutzen, scheitert oft an den feuerpolizeilichen Einschränkungen.

Die heutigen Schulen öffnen sich vermehrt zum Quartier. In Holland spricht man von der „breiten Schule“, wenn Freizeitanlagen und öffentliche Institutionen wie Bibliotheken oder Volkshochschulen ihre Räume mit der Schule teilen. Die Schulen selber brauchen heute mehr Raum für Bibliothek, Saal, Hort und Mittagstisch, um ihren erweiterten gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen.

Richtlinien und Konzepte
Kantonale Richtlinien und ein Raumprogramm sind geeignet, Minimalstandards zu definieren. Sie genügen in einer Zeit des schulischen Wandels aber nicht mehr zur Konzeption einer Schule.
Erfolgreiche Schulen in der Schweiz wie in Skandinavien werden heute nach einem formulierten pädagogischen Konzept oder Leitbild geplant. Das heisst, die Gemeinden entscheiden zuerst, wie in ihrer Schule unterrichtet und gelernt werden soll und planen erst dann das Schulhaus. Auch in der Stadt Zürich hat sich dieses Vorgehen durchgesetzt.

Der Referent Walter Chramosta zeigte am Beispiel der Stadt Wien, dass ohne ein solches Konzept zwar hervorragende Architekturlösungen, aber trotzdem schulisch unbefriedigende Schulbauten entstehen können, die sich späterem Wandel der Schule unflexibel entgegenstellen.

Gute Architektinnen und Architekten haben immer wieder innovative Raumkonzepte für die Schule vorgeschlagen. Sie können das umso präziser tun, wenn die Schule ihre Bedürfnisse klar formuliert.

Das Zürcher Schulhaus Im Birch
Der Tagungsort, das neue Schulhaus Im Birch von Architekt Peter Märkli zeigt, wie eine zukunftsweisende Raumstruktur aussehen könnte. Ähnlich wie in vielen neuen skandinavischen Schulen sind die Schulzimmer hier zu „Clustern“ gruppiert. In ihrer Mitte liegt nicht ein Korridor, sondern ein geräumiger Vorraum, der sich für den klassenübergreifenden Unterricht hervorragend eignet.

Anpassbare Räume bieten für den Unterricht und das Lernen eine neutrale Bühne, auf der wechselnde Stücke gespielt werden können. Diese Idee kommt im Schulhaus Im Birch geradezu bildhaft zum Ausdruck: Die Klassenzimmer haben tatsächlich Theatervorhänge hinter den Glaswänden. So kann je nach Bedarf Raum für konzentriertes Lernen oder für offene Kommunikation geschaffen werden.

Neue Herausforderungen ...
Für den modernen klassenübergreifenden Unterricht sind offene Raumgruppen eine wichtige Grundlage. Die Erschliessungszonen sollen schon aus Gründen der Kosten-Effizienz verstärkt für den Unterricht nutzbar gemacht werden (Hallen und Korridore machen in traditionellen Schulen 50 % der Gesamtfläche aus). Dabei sind die in der Schweiz sehr strengen feuerpolizeilichen Auflagen zu berücksichtigen. Kreative Lösungen sind auch in diesem Bereich möglich.

Die Räume der Schulgemeinschaft – Bibliothek, Saal, Freizeitbereich – spielen im Leben moderner Schulen eine wachsende Rolle. Intelligente Nutzungs-Ueberlagerungen dieser Räume und Flächen ermöglichen den sparsamen Umgang mit Raum: Ein Mehrzwecksaal kann zugleich als Mittagshort dienen – und lässt sich im besten Fall durch Faltwände etwa mit der zentralen Treppenhalle verbinden.

... und bewährte Werte
Die Zukunft des Schulhausbaus wird kaum in unstrukturierten Grossräumen zu suchen sein, wie sie etwa in Dänemark wieder neu erprobt werden. Ruhige Räume sind neben belebten erforderlich: Nischen für individuelles Arbeiten, für den zeitweiligen Rückzug und zum Beobachten des Geschehens.

Nach wie vor ist das Klassenzimmer die Grundeinheit des Schulhausbaus. Eine Grösse von 80 m2 bringt gegenüber den weit verbreiteten Richtlinien-Werten von rund 68 m2 erhebliche Vorteile für Möblierung und Bespielung. In der Stadt Zürich wird der Flächenanteil eines separaten Gruppenraums daher heute dem Klassenzimmer zugegeben, um den höheren Flächenwert zu erreichen.

Nach wie vor sind zweiseitiges Licht, eine annähernd quadratische Grundform, hohe Luftqualität (tendenziell mit kontrollierter Lüftung) und gute Akustik entscheidende Faktoren. Die Möblierung ist möglichst beweglich zu halten, wobei ergonomische Kompromisse in Kauf genommen werden können.

Fazit
Die starke Neu- und Umbautätigkeit in der Schweizer Schulbaulandschaft bewirkt ein grosses Interesse an den Themen des Schulhausbaus. An die Gemeinden ergeht der Aufruf, jedes Bauprojekt auch in pädagogischer Hinsicht sorgfältig vorzubereiten und unter Einbezug der Schule zu diskutieren. Viele kantonale Schulbaurichtlinien sind revisionsbedürftig, wie eine Studie der Metron Raumentwicklung AG (Brugg) im Auftrag der Stadt Zürich ergab. Die Bedürfnisse geleiteter Schulen nach gemeinschaftlichen Räumen sind darin kaum berücksichtigt. In der Fachwelt besteht der Wunsch nach einer gesamtschweizerischen Fach- und Anlaufstelle für Schulbaufragen (etwa an der Pädagogischen Hochschule Zürich), die auch Diskussions- und Weiterbildungsangebote bereit hält.

Publikation
Zur Veranstaltung enstand als Standardwerk zum Schulhausbau die zweisprachige Publikation „Schulhausbau. Der Stand der Dinge / School Buildings. The State of Affairs“ (224 Seiten, 8 Aufsätze, 31 internationale Schulbauten mit Plänen, Fotos und Kennzahlen, Birkhäuser Verlag Basel + Boston).

Sie ist für Fr. 48.- im Buchhandel erhältlich. Direktbestellung unter der Adresse www.standderdinge.ch. Die Referate der Fachtagung sind ab Mitte August 2004 ebenfalls unter dieser Adresse greifbar.

Medienmitteilung als PDF (47 KB) PDF Dokument: Medienmitteilung als PDF (47 KB)

Referat von Stadträtin Kathrin Martelli zur Eröffnung der Ausstellung: Schulhausbau. Stand der Dinge PDF Dokument: Referat von Stadträtin Kathrin Martelli zur Eröffnung der Ausstellung: Schulhausbau. Stand der Dinge
Schulhausbau.Stand der Dinge Interner Link: Schulhausbau.Stand der Dinge
Hochbaudepartement Interner Link: Hochbaudepartement
Schul- und Sportdepartement Interner Link: Schul- und Sportdepartement
Weitere Links
Mitteilungen des Stadtrates bis 9. Februar 2005 Interner Link: Mitteilungen des Stadtrates bis 9. Februar 2005
Archiv
Medienmitteilungen von Februar 1999 bis Oktober 2002 Interner Link: Medienmitteilungen von Februar 1999 bis Oktober 2002
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