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18. Mai 2004: Häusliche Gewalt – wahrnehmen – intervenieren |
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Ergebnisse der Patientinnenbefragung an der Maternité Inselhof Triemli, ZürichIm Herbst 2003 befragte die Maternité Inselhof Triemli und das Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Zürich im Rahmen ihres gemeinsamen Projektes "Häusliche Gewalt – wahrnehmen – intervenieren" die Maternité-Patientinnen zu ihrer Gewaltbetroffenheit. Das Projekt ist ein Novum für die Schweiz: Erstmals befasst sich ein Spital präventiv mit häuslicher Gewalt. Das Projekt umfasst – nebst der Patientinnenbefragung – eine Studie zur Wahrnehmung des Problems durch das Personal, Schulungen des Pflegepersonals und die Entwicklung von Leitlinien zum Erkennen von Gewalt und zum klinikinternen Vorgehen. Am 18. Mai 2004 wurden die Ergebnisse der Patientinnenbefragung präsentiert.
Die repräsentative Befragung, an der sich über 1700 Frauen beteiligten, eruiert ob und in welchem Ausmass die Maternité-Patientinnen von Gewalt im sozialen Nahraum betroffen sind, untersucht die unmittelbaren Folgen und die gesundheitliche Situation der Frauen, klärt ob und welche institutionelle Hilfe in Anspruch genommen wird und fragt nach der Akzeptanz eines so genannten Screenings, d.h. bei der Aufnahme und Untersuchungen routinemässig auf häusliche Gewalt angesprochen zu werden.
10% der Befragten erlebten innerhalb des letzten Jahres physische Gewalt und Drohungen durch eine ihnen nahe stehende Person (jetzige oder frühere Partner, Verwandte). 2% geben an, sexuelle Gewalt erlebt zu haben. Bezogen auf ihr gesamtes Erwachsenenleben erlebten 43% der Patientinnen körperliche und 13% sexuelle Gewalt. 28% waren oder sind in starkem Ausmass von Gewalt betroffen, d.h. sie waren mehrmals und verschiedenen Formen sowohl psychischer wie physischer und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Bezüglich Alter, Kinder, Nationalität, Bildung oder Einkommen der Befragten gibt es kaum Unterschiede. Es fällt jedoch auf, dass geschiedene, getrennt lebende oder verwitwete Frauen deutlich häufiger als der Durchschnitt häusliche Gewalt erfahren.
Die Befragung zeigt weiter, dass Frauen mit Gewalterlebnissen signifikant mehr gesundheitliche Beschwerden haben als Nichtbetroffene. Unterstützung suchen die Betroffenen am ehesten im medizinisch-psychologischen Bereich. Aller-dings bleiben viele Frauen ohne professionelle Hilfe. Während einer Sprechstunde oder beim Spitalaufenthalt routinemässig nach häuslicher Gewalt gefragt zu werden, stösst bei den Befragten auf eine sehr hohe Akzeptanz.
Die Ergebnisse und Folgerungen aus der Patientinnenbefragung fliessen in die Pflegepersonal-Schulungen, die zurzeit in der Maternité stattfinden, ein. Nun werden Leitlinien erarbeitet, die ein einheitliches Vorgehen gewährleisten und die Mitarbeitenden im Umgang mit gewaltbetroffenen Patientinnen unterstützen.
Das Projekt "Häusliche Gewalt – wahrnehmen – intervenieren" setzt sich zum Ziel, dass über die Maternité hinaus häusliche Gewalt auch als ein Gesundheitsproblem wahrgenommen wird und dass die Gesundheitsinstitutionen ihre Interventionspraxis optimieren. Es ist daher geplant, 2005 die Projektergebnisse und -erfahrungen mittels einer Tagung und einer Publikation einem breiten Fachpublikum bekannt zu machen.
Der Bericht der beiden Soziologinnen Daniela Gloor und Hanna Meier zur Patientinnenbefragung "Frauen, Gesundheit und Gewalt im sozialen Nahraum" ist zum Preis von Fr. 26.- erhältlich bei:
Edition Soziothek Abendstrasse 30 3018 Bern |
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E-Mail: mail@soziothek.ch
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