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05. Juni 2003: Lebensqualität bis zuletzt |
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80 % aller Betagten wollen zu Hause sterben, wenigen ist es vergönnt. Aus Unsicherheit und dem gut gemeinten Antrieb „etwas tun zu wollen“ werden sie zu einem Zeitpunkt ins Spital eingewiesen, in dem keine Heilung mehr möglich ist. Palliative Pflege - die Linderung aller körperlichen und seelischen Beschwerden - soll künftig vermehrt auch zu Hause oder im Heim durch den Hausarzt oder die Hausärztin möglich sein. Durch eine gute palliative Pflege zu Hause kann dieser letzte Wunsch erfüllt werden und die Angehörigen können mit einbezogen werden.
Das Gesundheits- und Umweltdepartement hat gemeinsam mit dem Verein Hausärzte der Stadt Zürich einen Leitfaden für Betroffene und ein Grundlagenpapier erarbeitet. Ebenso wurden von einer Seniorengruppe des Zentrums für Gerontologie der Universität Zürich Empfehlungen für Patientenverfügungen geschaffen, die nun vorliegen. Ziel dieser vereinten Anstrengungen ist es, den Willen der Betroffenen Ernst zu nehmen und Mut zu machen, miteinander darüber zu reden. Viele Menschen haben mehr Angst vor dem Sterben als vor dem Tod. Stadtrat Robert Neukomm sieht darin den Hauptgrund, sich für palliative Pflege zu Hause und in Heimen einzusetzen. „Eine gute Palliation ermöglicht es, ein Stück weit diese Ängste zu nehmen. Aufgabe der Stadt ist es, die Bedingungen so zu gestalten, dass dabei möglichst die individuellen Wünsche berücksichtigt werden können“, führt er aus.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit Der einjährige interne Prozess in dem die Grundlagen und das Positionspapier erarbeitet wurden, war wichtig. Unterschiedliche Haltungen wurden in der Arbeitsgruppe diskutiert - entstanden ist eine Anleitung, die weitere Kreise erreichen soll. Aus diesem Grund werden von Mai bis Juli 2003 fünf Fortbildungsseminarien für Pflegende, Ärztinnen und Ärzte angeboten. „Wir hoffen, dass wir damit einen Beitrag zur Interdisziplinarität leisten. Ziel ist es, dass alle Menschen, die im letzten Abschnitt ihres Lebens auf menschlich und fachlich kompetente Unterstützung in Form von interdisziplinärer Palliation angewiesen sind, diese auch erhalten“ erklärt Ueli Schwarzmann, Direktor des Amts für Altersheime. Aber die Zusammenarbeit hört nicht bei Ärztinnen, Pflegern und Angehörigen auf, sondern auch der Einbezug der Angehörigen sind sehr wichtig. „Wenn das Lebensende naht“, so Stadtarzt Albert Wettstein, „will ich mich als Arzt nicht mit einigen entschuldigenden Worten: „Leider kann ich nichts mehr tun“, verabschieden. Viel mehr möchte ich mit allen Beteiligten eine gute Palliation betreiben. Nur wenn es mir als Arzt gelingt, die Weichenstellung von nicht mehr erreichbarer Heilung, auf das neue Ziel Linderung umzustellen und dies mit allen Betroffenen, den Kranken, den Pflegenden, den Angehörigen zu kommunizieren, kann unnötiges Leiden verhindert werden.“
Der Leitfaden für Betroffene „Interdisziplinäre Palliation in Heimen und zu Hause in der Stadt Zürich sowie die Empfehlungen für Patientenverfügungen können direkt beim Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich Tel. 01 635 34 20 bestellt werden.
Die Informationsbroschüren liegen auch in den Altersheimen, den Spitex-Vereinen und den HausärztInnen auf.
Palliation Die modifizierte WHO-Definition bezeichnet als palliative Betreuung die umfassende und angemessene Betreuung schwer Kranker und Sterbender in ihrer letzten Lebensphase. Nicht mehr Gesundung oder Lebensverlängerung sondern „Lebensqualität bis zuletzt“ ist das Ziel palliativer Betreuung. Palliative Betreuung setzt zu einem Zeitpunkt in der Biographie der Patientin/des Patienten ein, wo erkannt worden ist, dass Heilung nicht mehr möglich ist. Es geht darum, Lebensqualität zu verbessern, Schmerzen und Symptome zu lindern, Leben zu unterstützen und Sterben als einen natürlichen Vorgang zu betrachten. Der Tod wird thematisiert und nicht beschleunigt, die Angehörigen werden unterstützt. Diese Bemühungen werden in der Zusammenarbeit im und mit dem interdisziplinären Team geleistet. Der Angehörigenarbeit kommt eine wachsende Bedeutung zu.
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