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30. April 2003: Wildfrass auf Friedhöfen

Frischgepflanzte Blumen, auch Blumenzwiebeln, sind für Wildtiere eine fast unwiderstehliche Delikatesse. Immer wieder fressen Dachse, aber auch Rehe, vom frisch gepflanzten Grün auf den Friedhöfen. Sie hinterlassen dabei ein Bild der Zerstörung, welches die (menschlichen) Besucherinnen und Besucher der Anlagen bisweilen irritiert.

Stiefmütterchen sind eine besondere Verlockung. "Die werden von den Rehen quadratmeterweise abgefressen, nachher sieht es aus, als wäre man mit dem Rasenmäher drüber", erzählt Hugo Keller, der Grünflächenverwalter des Friedhofs Nordheim. Hier und auf dem Gelände des angrenzenden Krematoriums ist das Phänomen besonders auffällig, denn der Wald beginnt gleich dahinter. Auch die Familiengärten in der Nähe locken mit einem breiten "Futterangebot" wie bspw. Komposthäufen. Ein kleiner Spalt im Zaun genügt den Tieren, um sich durchzuzwängen.

Es wurden schon verschiedene Methoden ausprobiert, um die Wildtiere von den Friedhöfen fernzuhalten, z.B. die Versprühung menschlicher Duftstoffe als "olfaktorische Barriere" oder der Abschuss einzelner Tiere. Der Erfolg war unterschiedlich, aber nie anhaltend. Das hat auch damit zu tun, dass die Friedhöfe wegen der hier herrschenden Ruhe und der Abwesenheit von freilaufenden Hunden für viele Wildtiere ein ausgezeichneter Lebensraum sind, in dem sie sich gern auch länger aufhalten.

Das Eindringen von Wildtieren in Parks und andere Anlagen gänzlich zu verhindern ist deshalb kaum möglich, dazu stellen diese eine zu grosse Versuchung dar. Neben den Tulpen sind auch die jungen Triebe der Rosen eine bei Rehen begehrte Köstlichkeit. Dachse ihrerseits graben auf der Suche nach Insekten manchmal die Wiese um. Auch Füchse richten Schäden an, da sie gefundene Dinge gerne verscharren. Leider geschieht dies häufig in der lockeren Erde von neu bepflanzten Gräbern.

Wildfrass ist vor allem im Frühling und Anfangs Sommer akut, wenn viele Beete neu bepflanzt werden. Er ist nicht nur ein lästiges Übel, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Wildtiere in der Stadt leben, sich frei bewegen und ihre Reviere selber aussuchen.
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