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Medienmitteilung vom 18. Juni 2002
Harry Potter und die Karies
Cinemax 1, Pause im Harry Potter-Film: Kevin und Rico, acht und neun Jahre alt, mit Schwester, Popcorn und Colabecher der eine, mit Grossmutter, sonst gleich ausgestattet der andere: morn muess ich zum Zahni es Loch go flicke, darauf der andere: warum tuesch es nöd wägpottere? und ganz überrascht die Grossmutter: ja, habt ihr denn Löcher in den Zähnen? Karies gibts doch bei uns seit 20 Jahren nicht mehr!
Oder doch? Als der Kanton Zürich 1963 in den Schulen 6 Mal pro Jahr Zahnputzübungen mit Fluoridgelees einführte - die Stadt Zürich mit den zum Schul- und Sportdepartement von Stadträtin Monika Weber gehörenden Schulzahnkliniken übernahm dabei eine führende Rolle - ging die Karies massiv zurück. Bei den 14-Jährigen ging die Zahl von durchschnittlich 23 Löchern in den 60-ern auf 2,5 im Jahre 1992 zurück.
Leider bahnt sich seit einiger Zeit eine Trendwende an. Bei Kindern im Vorschulalter stellen Schulzahnkliniken und Privatpraxen vermehrt Karies fest. Betroffen sind sowohl Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten als auch Kinder, die hier aufgewachsen sind. Sind die Eltern aufgrund des allgemein guten Zahnzustandes nachlässiger geworden?
Prophylaxe in der Schule, in der Zahnpraxis und vor allem zu Hause richtet sich sowohl gegen Zahnkaries als auch gegen Zahnfleischentzündung. Sie stützt sich auf drei Pfeiler: Ernährung, Fluoride und Mundhygiene. Die Gewichtung der drei Pfeiler ändert sich vom Vorschulalter bis ins junge Erwachsenenalter.
In den ersten Lebensjahren des Kindes steht die Ernährung im Vordergrund: Bakterien, die meist über den Löffel oder Nuggi in den Mund des Kindes gelangen, bedecken die Zähne und bilden die sogenannte Plaque. Diese ernährt sich vor allem von Zucker und bildet dabei Säuren, die den Zahnschmelz angreifen. Je häufiger Zucker zugeführt wird, umso häufiger werden die Zähne angegriffen. Es kommt also nicht auf die Menge an, sondern wie oft Zucker der Plaque zugeführt wird. Kleinkinder, die Tag und Nacht an ihrem Fläschchen mit Obstsaft oder Zuckertee nuckeln, entwickeln frühe und ausgedehnte Milchzahnkaries - das bedeutet erhöhtes Risiko auch für die zweiten Zähne.
Fluorid, der zweite Pfeiler der Kariesprophylaxe, ist die einzige Substanz, die zu kariesresistenteren Zähnen beiträgt. Fluorid kann äusserlich (Fluoridzahnpasta, -gel, -spülung, -tabletten) und innerlich (z. B. Salzfluoridierung, Mineralwasser, Fluoridtabletten, Trinkwasserfluoridierung) angewandt werden. Als Basisfluoridierung zuhause genügen das fluoridierte Kochsalz und eine fluoridhaltige Zahnpaste. In den Schulen wird zusätzlich noch periodisch mit Fluoridgels gebürstet. Weitere Massnahmen werden durch die Schulzahnkliniken bei Bedarf individuell empfohlen.
Frisch durchgebrochene Zähne haben einen sehr reaktionsfähigen Zahnschmelz, der anfällig auf Karies ist, aber auch Fluorid gut aufnimmt. Darum empfiehlt es sich, bereits heranwachsende Zähne regelmässig mit Fluoridzahnpaste zu reinigen. Bei Kindern, die besonders kariesanfällig sind, kann in der Schulzahnklinik zusätzlich zwei bis vier Mal im Jahr Fluoridlack auf die Zähne aufgetragen werden.
Ein ewiger Kampf ist es so tönt es im Gespräch mit Eltern, wenn es um die tägliche Zahnreinigung geht. Die Mundhygiene, dritter Prophylaxepfeiler, macht wenig Spass, und wird von Kindern selten freiwillig betrieben. Dabei sollten schon die ersten Milchzähne mit einem Wattestäbchen oder einer Bürste gereinigt werden. Zahnbürsten sollten möglichst klein und weich sein. Bei Kleinkindern hat es sich bewährt, wenn Mutter oder Vater das Kind auf den Schoss legt und so einen optimalen Einblick in die Mundhöhle hat. Die Schulzahnklinik zeigt sehr gerne schon bei Vorschulkindern, wie Eltern die Zähne am besten reinigen können und berät bezüglich zahnfreundlicher Ernährung. Auch wenn die Kleinen ab etwa 3 Jahren ihre Zähne selber putzen wollen (das sollen sie ja auch lernen), ist es sinnvoll, ihnen bis ins Alter von acht Jahren die Zähne einmal pro Tag nachzuputzen, am besten abends und vor allem ganz hinten im Mund, dort, wo oft unbemerkt die neuen Zähne durchbrechen.
Das Bedürfnis der Kinder nach sauberen Zähnen entwickelt sich meist erst mit der Pubertät. Den Eltern bleibt also nur, regelmässiges Zähneputzen zur Gewohnheit, zum selbstverständliche Ritual zu machen. Das ist keine leichte Erziehungsaufgabe, aber eine, die viel Ärger, Schmerz und Geld spart. Harry Potter kann dann anderes tun.
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