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Medienmitteilung vom 22. September 2000

Paradiestram bringt Natur in die Stadt

Mit dem Herbstbeginn kommt das Paradies in die Stadt, und erst noch fahrend. Ab dem 22. September verkehrt ein paradiesisches Naturschutztram während zwei Jahren auf den Linien 8, 10 und 15. Initiantin ist die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich, unterstützt von privaten Organisationen, städtischen und kantonalen Fachstellen sowie Sponsoren.

Das neuste Zürcher Sondertram lehnt sich in seinem Äusseren an die traumhafte, romantische Bilderwelt des Malers Henri Rousseau an. Auf seinen Fahrten durch die Stadt setzt es sinnliche Akzente. Aber nicht nur das, in seinem Innern entpuppt sich das Paradiestram nicht nur als sinnlich, sondern auch als informativ. Acht Themen werden – den Jahreszeiten entsprechend – behandelt: gleich zum Auftakt die Obsternte, später Wintergäste, Wald, Amphibien, Magerwiesen, um nur einige Beispiele zu nennen. Zwei Leuchtlaufschriften, ein Plexiglas-Zylinder, der mit unterschiedlichsten Inhalten gefüllt wird, akustische Signale aus der Natur machen die Tramfahrt zum informativen Erlebnis. Die Themenprospekte und den Faltprospekt, der die 100 Tiere und Pflanzen, die auf dem Tram zu sehen sind, beschreibt, dürfen die Passagiere mit nach Hause nehmen ebenso wie die Postkarten mit Ausschnitten aus der paradiesischen Tramhülle, die es im Postkarten-Automaten für einen Franken pro Stück gibt.

Lebensraum Zürich, Platz auch für Natur

Im 1'729 km2 grossen Lebensraum des Kantons Zürich leben nicht nur 1,2 Millionen Menschen, sondern schätzungsweise auch über 20'000 Tier- und 2'500 Pflanzenarten. Der dominanten Minderheit Mensch die Natur und das Verständnis für die Natur näher zu bringen, das ist das Anliegen des Naturschutztrams. Ein kleiner Ausschnitt dieser Natur lässt sich erleben während der Tramfahrt und soll neugierig machen auf die Vielfalt von Pflanzen und Tieren in unserer nächsten Umgebung. Und wenn das Naturschutztram auch noch Mittel zum Zweck wird, nämlich Transportmittel zur Natur, dann ist ein weiterer Zweck erfüllt. Zum Beispiel mit der Linie 10 mit direktem S-Bahn-Anschluss ab Hauptbahnhof.

Breite Abstützung

Initiantin des Naturschutztrams ist die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich, die als Abteilung des Amtes für Landschaft und Natur (ALN) in der Volkswirtschaftsdirektion für den Naturschutz der Zürcher Regierung verantwortlich ist. Dazu gehören die Pflege und Gestaltung von über 1000 Schutzgebieten, z.B. die Aufwertung der Lebensräume entlang der Glatt und der Thur, die Pflege von Greifensee, Pfäffikersee und des Neeracherrieds, aber auch Artenhilfsprogramme für besonders bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Als Partner beteiligten sich am Projekt des Naturschutztrams namhafte private Firmen und Institutionen, die zusammen die erforderlichen rund 750'000 Franken aufgebracht haben.

Aus den Referaten an der Tramtaufe

Regierungsrat Dr. Ruedi Jeker betonte, dass der Naturschutz der Zürcher Regierung hier auf eine neue, ungewohnte Art an die Öffentlichkeit tritt: "Wir konnten in unserem Kanton einiges und Wesentliches aus dem Paradies bis heute erhalten. Leider ist diese Vielfalt bedroht. Für die Erhaltung dieser Werte braucht es die Zusammenarbeit verschiedener Stellen und zahlreicher Partner. Neue und ungewohnte Wege müssen wir beschreiten, wir müssen vermehrt informieren und "gluschtig" machen auf das, was uns die Natur im Kanton zu bieten hat. Naturschutz muss Spass machen! Intakte Natur ist eine der Voraussetzungen für einen attraktiven und lebenswerten Wirtschaftsstandort Zürich."

Der Projektleiter bei der kantonalen Fachstelle Naturschutz, Dr. Urs Kuhn, wies darauf hin, dass die Artenvielfalt bei uns nach wie vor bedroht ist: "Dennoch ist sie aber immer noch beeindruckend! Rund 20'000 Tierarten und rund 2‘500 Farn- und Blütenpflanzen leben mit uns im Kanton Zürich. Deren Erhaltung braucht aber unsere aktive Unterstützung! Die Naturschutzaufgabe kann nicht mehr ohne eine breite Zusammenarbeit umgesetzt werden. Auch das Paradiestram wäre ohne die Unterstützung durch zahlreiche Sponsoren und Fachpartner nicht möglich gewesen."

Stadträtin Kathrin Martelli machte darauf aufmerksam, dass ihr Departement auch Schirmherr über die städtische Natur ist: "Wenn das Paradiestram auf Zürichs Schienen verkehrt, gibt es den Blick frei auf viele kleine und grosse Paradiese. 18 Quadratkilometer Grünfläche pflegt die Stadt, von den Sportanlagen über Landwirtschaftsflächen, Naturschutzgebieten bis zu den Dutzenden von Parkanlagen. Stadt und Natur, das ist kein Widerspruch. Im Gegenteil. Stadt und Natur ergänzen sich. Mit dem Naturschutztram können wir auf sympathische Weise dokumentieren, dass sich Natur tagtäglich vor unseren Augen abspielt. Dass wir Zusammenhänge vielleicht eher verstehen können. Es freut mich natürlich, dass das Gemeinschaftswerk Kanton und Stadt zustande gekommen ist. Die Natur fragt nicht nach Stadtgrenzen. Grenzenlos müsste nicht nur die Begeisterung für die Aussenansicht des neuen Trams sein, grenzenlos müsste auch die Begeisterung für dessen Inhalt sein."

Stadtrat Dr. Thomas Wagner gab gleich mehrere Gründe dafür an, weshalb ein Tram als Plattform für den Naturschutz dienen soll: "Naturschutz geht uns alle an, unabhängig von Wohnort, Alter, Geschlecht oder Beruf, sozialer oder ethnischer Herkunft. Mit den 780'000 Personen, die täglich in der Stadt Zürich ein Tram besteigen, erreichen wir über die zwei Jahre, in denen das Paradiestram verkehrt, ein sehr grosses, durchmischtes Publikum. Das Tram ist aber auch deshalb ein geeigneter Träger des Naturschutzgedankens, weil es ein umwelt- und damit auch naturschonendes Verkehrsmittel ist, was die Glaubwürdigkeit der Botschaft erhöht. Naturschutz ist interdisziplinär – um auch nur kleine Fortschritte zu erzielen, müssen viele Akteure mit zum Teil unterschiedlichen Interessen am selben Ende des Strickes ziehen. Für die Entstehung des Paradiestrams waren die Voraussetzungen ähnlich. Sowohl fachlich wie auch finanziell war die Beteiligung zahlreicher Personen und Institutionen notwendig, denen ich an dieser Stelle ganz herzlich danke."

Bernhard Burger, Präsident der Swiss Recycling, vertrat die Ansicht, dass Natur und Tram gut zusammen passen: "Natur, unsere Umwelt, fährt Tram und dies wohl schon seit es dieses Verkehrsmittel gibt. Nun fährt die Natur ganz konkret während Monaten in den Strassen Zürichs Tram. Ich hoffe, dass die Natur oft auch möglichst erlebbar und sinnlich daher kommt in diesem Tram. Sinnlich ist sie, die Natur. Wir alle sind übrigens auch Natur, nicht mehr und nicht weniger. Zusammen mit Erdgas Zürich AG und der Vontobel-Stiftung ist Swiss Recycling Hauptsponsor dieser langen Aktion. Ein Kreis, der passt und in dem wir uns, als Swiss Recycling, wohl fühlen.

 
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